Nach Bluttat in Heddernheim – Staatsanwaltschaft nennt neue Details

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Freunde und Familie erinnern an Samuel D. Bild: Heddernheim.de
Freunde und Familie erinnern an Samuel D. Bild: Heddernheim.de

In Frankfurt erschießen Killer einen Dealer. Wenig später werden diese in Osnabrück von der Polizei dingfest gemacht. Nun werden neue Informationen veröffentlicht.

Frankfurt – Sie fuhren 300 Kilometer, kauften Drogen, erschossen ihren Dealer und flüchteten nach Osnabrück. Da klickten bereits wenige Stunden später die Handschellen. Ein aufmerksamer Zeuge aus Heddernheim hatte sich das Kennzeichen der Killer gemerkt.

Knapp einen Monat nach der tödlichen Bluttat in der Römerstadt am 29. Dezember hat die Staatsanwaltschaft Osnabrück jetzt auf Anfrage neue Details preisgegeben und über den möglichen Tatablauf informiert. Danach handelt es sich bei den beiden Tätern (18, 20) um zwei junge Männer „aus gutbürgerlichen Verhältnissen“, so Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer, Presse-Sprecher der Behörde.

Polizei Frankfurt: Der erschossene Mann ist für sie kein Unbekannter

Entgegen erstem Hörensagen stammte das spätere Opfer Samuel D. (25) nicht aus der Ernst-May-Siedlung in Frankfurt, sondern wohnte rund einen Kilometer entfernt Richtung Mertonviertel. Für die Polizei war er kein Unbekannter.

Laut Staatsanwaltschaft reisten die beiden Osnabrücker für den „Marihuana-Kauf in Kilomenge“ – so der Sprecher – an die Nidda. „Warum so weit und nicht nach Holland ist uns noch nicht klar“ so der Sprecher. Zur niederländischen Grenze sind es von Osnabrück aus knapp 100 Kilometer. Bei der Menge, die da offensichtlich den Besitzer wechselte, geht die Polizei davon aus, dass die Käufer in ihrer Heimatstadt selbst als Dealer aktiv waren.

Weg zum Schrein an der Ringmauer
Weg zum Schrein an der Ringmauer Bild: Heddernheim.de

Tatverlauf: Drogendeal in Frankfurt geht schief

Sicher ist: Am Mittwochabend vor Silvester treffen sich die drei Männer an der Kleingartenanlage unterhalb der Ringmauer – so heißt auch die benachbarte Straße – um ihr Geschäft abzuschließen. Da ist es schon stockdunkel. Es kommt zum Streit. Die Situation eskaliert. Anlieger hören einen Schuss. Schwer verletzt schleppt sich der 25-jährige noch die Treppe hinauf in die Ringmauer. Dort spricht er einen Passanten an. Bricht dann mit einer stark blutenden Brustwunde zusammen. Die Verletzung ist so schwer, dass Samuel D. im Krankenhaus stirbt.

In der Nähe wird eine Schreckschusswaffe gefunden, die tatsächliche Tatwaffe später in Osnabrück sichergestellt. Eine Pistole. Wie die Drogen findet sie sich im Kofferraum des Wagens, mit dem die beiden flüchteten. Quasi in die Arme der Polizei, die sie schon erwartete. Spektakulär auch der Zugriff, bei dem sich ein Polizeiauto vor das Fluchtfahrzeug brachte und es ausbremste, ein zweiter Wagen von hinten sicherte. Das ganze in einem Kreisverkehr.

Männer in Osnabrück in Haft: Zehn Jahre Gefängnis für Tat in Frankfurt möglich

Wer geschossen hat, lässt Retemeyer offen. Auch weil es sich bei den Tatverdächtigen noch um Jugendliche handelt. „Da gelten besondere Gesetze“, sagt der Oberstaatsanwalt aus Osnabrück. Dort sitze das Duo in Haft. Der Vorwurf: Mord. Mit Anklage und nicht öffentlichem Prozess sei in den nächsten fünf Monaten zu rechnen. Dann droht den beiden jungen Männern eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Derweil haben Familie und Freunde von Samuel S. an der Mauer direkt neben der Treppe in die Römerstadt eine Gedenkstätte, ein regelrechtes Mausoleum aufgebaut. Von einer ordentlichen Plane geschützt. Davor Metallplatten, damit man nicht im feuchten Gras einsinkt. An allen Seiten der altarartigen Konstruktion hängen Foto des Opfers. Sie zeigen einen freundlich lächelnden jungen Mann. Berge von weißen Rosen, ewige Lichter, Nippesfigürchen drumherum. Und in der Mitte eine kleine Schriftplatte aus Schiefer. „Ein Sonnenschein ist von uns gegangen“, steht da zu lesen.

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