Erst kamen die Totengräber, dann die Archäologen

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Vor über 180 Jahren gab es hier die ersten Beisetzungen. © Hamerski
Vor über 180 Jahren gab es hier die ersten Beisetzungen. © Hamerski

Auf dem Jüdischen Friedhof Heddernheim gibt es kaum Hinweise aus die Römerzeit – Schon 1840 angelegt

Dass im Boden von Heddernheim immer noch Relikte aus der Römerzeit schlummern, weiß man im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) nur zu gut. In diesem Zusammenhang hat das Gremium auch den jüdischen Friedhof im Auge und erkundigte sich beim Magistrat unter anderem nach den Ergebnissen von archäologischen Grabungen, die auf dem Gelände durchgeführt wurden.

Auch Funde aus der Steinzeit

In seiner kürzlich veröffentlichten Stellungnahme verweist der Magistrat darauf, dass es vor der Anlage der beiden Friedhöfe – 1840 entstand der jüdische Friedhof, 1872 auf dem gegenüberliegende der christliche – keine planmäßigen oder dokumentierten Ausgrabungen in diesem Abschnitt gegeben habe: „Die ältesten Fundberichte liegen dem Denkmalamt aus der Zeit ab 1881, 1899 und 1911/12 und 1913 auf dem Areal des christlichen Friedhofs in der Römerstadt vor.“ Dabei handle es sich nicht nur um römische, sondern auch um eisen- und steinzeitliche Stücke. Speziell zum jüdischen Friedhof habe man Berichte aus den Jahren 1903 und 1904 sowie aus der Bauzeit der Nordweststadt. Auf einem Plan von Nida, den das Vermessungsamt im Jahr 1988 veröffentlicht habe, seien aber nur zwei Fundpunkte im jüdischen Friedhofs verzeichnet.

Im Gesamtplan nicht verzeichnet

Weitere Funde beziehungsweise Ausgrabungen aus den 1920er-Jahren seien kaum dokumentiert, informiert die Stadtregierung. Deshalb seien sie auch nicht in den 1938 publizierten damaligen Gesamtplan der Ausgrabungen aufgenommen worden. Im Archäologischen Museum gebe es aber Zeichnungen und Grabungstagebücher von Friedrich Gündel, die in Zusammenhang mit den Untersuchungen während der 1920er-Jahre entstanden seien. Diese könnten dem Ortsbeirat zur Einsicht zur Verfügung gestellt werden, gegebenenfalls sei auch die Anfertigung von Kopien möglich, erklärt der Magistrat und ergänzt: „Aus heutiger Sicht ist die unzureichende Dokumentation sehr bedauerlich. So lässt sich auch nicht sicher abschätzen, was an ungestörten Befunden noch unter beiden Friedhöfen beziehungsweise zwischen den Grabgruben im Boden erhalten ist.“

Beim Bau der Rosa-Luxemburg-Straße habe man außerdem archäologische Grabungen an den Friedhofsgrenzen durchgeführt. Dabei seien unter anderem Teile der Westfront des sogenannten Steinkastells festgestellt worden. Der jüdische Friedhof liege unmittelbar vor der westlichen Umwehrung des Kastells und somit auf dem Areal des ehemaligen Lagerdorfes beziehungsweise der späteren Stadt Nida. Der christliche Friedhof hingegen befinde sich im Umfeld von Mansio und Westthermen. „In beiden Arealen sind neben Funden auch mehr oder weniger gestörte Baubefunde zu erwarten“, heißt es in der Stellungnahme. „Daher werden alle geplanten Erdarbeiten durch das Denkmalamt denkmalrechtlich mit Bedingungen gemäß hessischem Denkmalschutz beschieden und entsprechend vollumfänglich archäologisch betreut.“ Brigitte Degelmann

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