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http://www.thomasorgel.info
Innovativ und nachhaltig zugleich:
Die „Neue Thomasorgel“ der St. Thomasgemeinde in Frankfurt
Die „alte“ Thomasorgel fit machen für die Zukunft – das ist der Plan der Evangelischen St. Thomasgemeinde in Frankfurt.
Zurzeit besteht in vielen evangelischen Kirchen ein großer Sanierungsbedarf für die Orgeln der Nachkriegszeit. Vor diesem Hintergrund kann das Projekt „Neue Thomasorgel“ beispielhaft für andere Gemeinden sein. Es zeigt, wie ohne einen kompletten Orgelneubau gut erhaltene Instrumente bewahrt und zugleich in die Zukunft geführt werden können.
Die „alte“ Orgel der St. Thomaskirche ist ein Instrument im neobarocken Stil, 1952 von der Orgelbaufirma Förster & Nicolaus in Lich nach einer Disposition des Frankfurter Organisten Helmut Walcha gebaut. Alle 20 bis 30 Jahre muss eine Orgel gereinigt und gewartet werden. Die St. Thomasgemeinde nutzt diese Maßnahmen, um das Instrument bei dieser Gelegenheit klanglich und technisch zu erweitern.
Nach gründlicher Recherche im aktuellen Orgelbau und in Zusammenarbeit mit dem Orgelsachverständigen der EKHN Thomas Wilhelm und der Orgelbaufirma Förster & Nicolaus entwickelte Kantor Tobias Koriath ein Konzept, das die bauliche Substanz und die klangliche Charakteristik der Orgel bewahrt, sie aber zugleich auf mehreren Eben modernisiert:
- Neue Register bzw. Pfeifen (Geigen, Flöten, französische Trompeten, Schwebungen, Aliquot-Register) und ein zusätzliches Schwellwerk werden die klanglichen und dynamischen Möglichkeiten des Instruments erweitern, so dass ein ungleich breiteres Repertoire der Orgelliteratur gespielt werden kann (Romantik, französisches Repertoire u.a.). Die klangliche Komponente romantischer Musik knüpft dabei an das Konzept der allerersten Orgel an St. Thomas an, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde.
- Innovative moderne Technik (drittes Manual, Touchscreen, Einzeltonansteuerung = Unabhängigkeit der Register) lädt darüber hinaus zu zeitgenössischer und experimenteller Musik ein.
- Die Einzeltonansteuerung – in Frankfurt erstmalig realisiert – verleiht dem Instrument eine maximale Flexibilität in der Nutzung der klanglichen Ressourcen und damit unbegrenzte Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Klangfarben. Damit wird die Thomasorgel in ihrer technischen Anlage auch für modulare Erweiterungen in der Zukunft geöffnet. Externe Klangerzeuger (Percussion, Synthesizer) oder weitere Register können modular zugebaut werden, wenn hierfür die finanziellen Mittel der Gemeinde vorhanden sein werden.
- Mit einem höhen- und weitenverstellbaren Spieltisch kann der Orgelnachwuchs von morgen viel früher als bisher an das Instrument herangeführt werden, denn auch kleinere Kinder können Manuale und Pedale einfach bedienen.
Für Fachleute und Orgelinteressierte weist das Projekt einen Weg für die Weiterentwicklung eines neo-barocken Instrumentes. Das Konzept „Neue Thomasorgel“ wird zeigen, dass traditioneller und moderner Orgelbau nicht im Widerspruch stehen.
Im Rahmen der „Neuen Frankfurter Bachstunden“ wurde die „alte Thomasorgel“ am 19. Januar 2020 mit einem großen Konzert verabschiedet, im Februar abgebaut. Ein Großteil der Pfeifen lagern seitdem auf der Nordempore, andere wurden in die Werkstatt der Orgelbaufirma Förster & Nicolaus gebracht. Im Sommer 2021 solle die neue Thomasorgel nach Heddernheim zurückkehren.