Kein Anschluss über diese Brücke: Eröffnung des Heddernheimer Stegs verzögert sich

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Auf Heddernheimer Seite noch immer abgesperrt und nach wie vor nicht richtig an das Nordwestzentrum angeschlossen: Der Seniorenbeauftragte Karlheinz Beck ist sauer, weil der Heddernheimer Steg immer noch nicht genutzt werden kann. Im ersten Quartal 2024 soll er nun freigegeben werden, teilt jetzt die Stadt mit. © Judith Dietermann
Auf Heddernheimer Seite noch immer abgesperrt und nach wie vor nicht richtig an das Nordwestzentrum angeschlossen: Der Seniorenbeauftragte Karlheinz Beck ist sauer, weil der Heddernheimer Steg immer noch nicht genutzt werden kann. Im ersten Quartal 2024 soll er nun freigegeben werden, teilt jetzt die Stadt mit. © Judith Dietermann

Der Heddernheimer Steg in der Frankfurter Nordweststadt wird erst nächstes Jahr fertig. Ein Rentner aus dem Ortsbeirat ist wütend über die Verzögerung.

Karlheinz Beck ist sauer. Sehr sauer sogar. Der Rentner steht am Treppenaufgang des neuen, 45 Meter langen Heddernheimer Stegs. Mit seinem bunten Regenschirm fuchtelt er in der Luft herum. Aber nicht wahllos, sondern zielgerichtet. Erst zeigt er mit der Metallspitze auf den langen Überweg mit den gelben Streben, der zum Nordwestzentrum führt, dann auf den halbfertigen Unterstand für Räder, dann auf den Bauzaun vor Treppenturm und Aufzug. Und dann? Dann beginnt er zu schimpfen.

„Ich war Anfang Mai beim Einhub des neuen Steges dabei, nutzbar ist er aber immer noch nicht. Stattdessen wird mal hier, dann wieder da gebaut. Aber wirklich etwas Sichtbares passiert nicht“, sagt der 81-Jährige.

Eröffnung des Heddernheimer Stegs in Frankfurt verzögert sich

Er ist Seniorenbeauftragter im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), wohnt selber nur drei Minuten vom Nordwestzentrum entfernt. Allein schon daher weiß er, wie wichtig diese Verbindung für die Besucher des Einkaufstempels ist. Wie auch für die dort ansässigen Geschäfte. Zum Beispiel seine Änderungsschneiderei, die am Zugang des Heddernheimer Stegs liegt. „Laufkundschaft gibt es dort seit den Bauarbeiten nicht mehr, der Inhaber ist ziemlich verzweifelt“, sagt Beck.

Mehrfach hat der Rentner daher in den vergangenen Wochen bei der Stadt und auch beim Ortsbeirat nachgehorcht. „Freiwillig wird man ja nicht informiert. Das nervt“, sagt er. Mittlerweile hat er herausgefunden, dass der Grund für die Verzögerungen – spätestens im Herbst sollte der Steg nach Auskunft der Stadt eröffnet werden – beim Nordwestzentrum liege. Denn der Abschnitt, wo die gelben Streben enden, liegt in dessen Eigentum. „Dort war erst ein Loch, jetzt sind es zwei. Es sieht nicht so aus, dass da schnell etwas passiert“, ist Beck überzeugt.

Tatsächlich wird sich die Eröffnung, für die es nach Auskunft des Amts für Straßenbau und Erschließung noch keinen Termin gibt, weiter verzögern. „Wahrscheinlich bis in das zweite Quartal 2024“, teilt Amtsleiterin Michaela Kraft mit. Bei der vom Nordwestzentrum zu erstellenden Stahlunterkonstruktion gebe es Verzögerungen. Und erst wenn diese errichtet ist, könne das Amt für Straßenbau und Erschließung die Rampe montieren.

Amtsleiterin Michaela Kraft erklärt, warum aktuell vor Ort wenig Bautätigkeiten stattfinden

Daher fänden vor Ort nur geringe Bautätigkeiten statt, erklärt Kraft damit auch die Beobachtungen von Karlheinz Beck. In Kürze solle die Taubenvergrämung installiert und das Pflaster rund um die neue Fahrradabstellanlage fertiggestellt werden. „Was dann noch zu tun ist, sind das Aufbringen eines rutschhemmenden Belags auf den Treppenstufen und das Montieren der Beleuchtung“, erklärt die Amtsleiterin das weitere Vorgehen.

Für die neue Anschlusssituation und Lasten, insbesondere der Rampe zur Brücke, müsse eine sogenannte lastabtragende Unterkonstruktion eingebaut werden, teilt derweil Pina Keffel vom Nordwestzentrum mit. Arbeiten, die durchaus kurzfristig ausgeführt werden könnten.

Die Konstruktion liege zur Koordination und Freigabe beim Prüfingenieur. Kurzfristig bedeutet dies im besten Falle noch in diesem Jahr. „Da die Rampe schon gefertigt ist und nur noch mit einem Kran eingehoben werden muss, könnte es aus unserer Sicht funktionieren“, so Keffel.

Heddernheimer Steg sollte eigentlich im Sommer 2022 öffnen

Es ist übrigens nicht die erste Verzögerung, die mit dem Neubau des Heddernheimer Stegs einhergeht. So war die ursprünglich bereits für Ende vergangenen Jahres geplante Eröffnung erst in den Sommer, dann in den Herbst dieses Jahres verschoben worden. Denn wie die gesamte Baubranche ächzte auch das Amt für Straßenbau und Erschließung unter der Materialknappheit. Ist der neue Brückenüberbau doch aus Stahl gefertigt – ein begehrtes Baumaterial, von dem vor allem während der Corona-Pandemie zu wenig produziert wurde und auf dem Markt nicht ausreichend vorhanden war.

Verglichen mit den Diskussionen im Ortsbeirat 8 sind diese Verzögerungen jedoch kaum nennenswert – wurde dort doch schon jahrelang über das Für und Wider zum Bau einer barrierefreien Rampe diskutiert. Zusätzlich zu Treppe und Aufzug. Mit dem Ergebnis, dass sie, wie mittlerweile auch sichtbar, nicht gebaut wurde.

Dass diese Diskussionen überhaupt aufkamen, brachte der schlechte Zustand des 1968 erbauten Heddernheimer Steges mit sich. 1985 zwar instand gesetzt, war bereits vor über zehn Jahren klar, dass ein Neubau her muss. Was nur der Anfang sei, davon ist Karlheinz Beck überzeugt. „Auch die anderen Stege sind nicht mehr gut in Schuss, wie die Feuerwehrbrücke zeigt, die Ende des Jahres fertig sein soll. Es wird noch viele Baustellen geben. Es muss gemacht werden – aber bitte überlegt und mit einer transparenten Kommunikation“, fordert er.

1 Kommentar

  1. Skandalös. Kann den Ärger von Herrn Beck sehr gut nachvollziehen.
    Erstaunlich, dass manche großen Objekte innerhalb kurzer Zeit fertig gestellt werden und solch kleine Brücke fast schon Jahre brauchen.

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