Heiter-närrische Wagen haben was zu sagen

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Die Fastnacht wird immer teurer - symbolisch wird der Zug mit Euro-Scheinen beheizt. © Judith Dietermann
Die Fastnacht wird immer teurer - symbolisch wird der Zug mit Euro-Scheinen beheizt. © Judith Dietermann

Sieben Gefährte wird die Zuggemeinschaft am Fastnachtsdienstag durch Heddernheim schicken

Mühelos tritt der Radfahrer, bekleidet mit ärmellosem gelbem Leibchen, schwarzer Hose und grünem Tuch auf dem Kopf, in die Pedale. Grinsend zieht er so an den in einer Schlange aneinandergereihten Autos den leichten Anstieg hinauf. Platz dafür hat die überdimensionale Figur aus Pappmaché dafür mehr als genug – ist es doch der neue breite Radweg auf der Maybachbrücke in Richtung Eschersheim, die sie empor strampelt. Und dabei trotzdem auf der Stelle bleibt.

Noch. Denn rollen wird sie schon bald. Und zwar am 13. Februar. Dann, wenn am Fastnachtsdienstag der Zug zu Klaa Paris fährt. Denn der stattliche Radfahrer mit den im Stau stehenden Autos ist einer von sieben Motivwagen der Zuggemeinschaft, die das Herzstück des jährlichen Umzuges durch die engen Gassen Heddernheims bilden. Und: Er ist die diesjährige Lieblingsfigur von Ulrich Fergenbauer, Vorsitzender der Zuggemeinschaft. Kein Wunder – stammt die Idee doch von ihm. „Ich stand selber eines Morgens im Stau auf der Maybachbrücke. Mit diesem Motivwagen sind wir noch lokaler als ohnehin schon“, sagt er.

Hilfe aus der Nachbarschaft

Der Fastnachter steht in einer der Lagerhallen auf dem Gelände des Müllheizkraftwerkes (MHKW) der FES in der Heddernheimer Landstraße. Dort werden der Radfahrer, die Gemaa Bump und ein Teil der anderen Figuren bis zur ihrem Einsatz am Morgen des Fastnachtsdienstags gelagert. Seit über 15 Jahren und kostenlos, betont Herbert Maaß, Werkstattleiter im MHKW und seitdem verantwortlich für die „Betreuung“ der Figuren. „Als Nachbarn hilft man sich. Wie das geht, sieht man hier“, sagt Maaß. Auch wenn man dafür etwas umplanen und erst Platz schaffen musste. Das funktioniere aber Jahr für Jahr gut. „Wir sind dankbar, dass wir hier unterkommen“, sagt Ulrich Fergenbauer.

Riesig, aber dafür recht leicht sind die Figuren. Bestehen sie doch lediglich aus einem Drahtgeflecht, Pappmaché und bunter Farbe. Dementsprechend behutsam muss man mit ihnen aber auch umgehen. Besonders mit der Figur der Gemaa Bump, wird sie als Ursprung des Umzuges doch Jahr für Jahr benötigt. 15 Jahre hat die aktuelle Figur auf dem Buckel, regelmäßig werde sie entsprechend aufgehübscht, erklärt der Vorsitzende.

Zwei Rolltore weiter steht die nächste Figur: Ein Zug, der Geld verbrennt, um in Gang zu kommen. Symbolisch für die steigenden Kosten für die Fastnacht, unter denen auch die Zuggemeinschaft leidet. „Es wird jedes Jahr schwieriger“, sagt Fergenbauer. Entwickelt werden die Ideen für die Motivwagen im Gestaltungsausschuss der Gemeinschaft. Dort qualmen die Köpfe, gemeinsam werden die Vorschläge zu Papier gebracht und an Künstler John Christie weitergeleitet, der sie umsetzt. „Wir bekommen daraufhin Skizzen von ihm, dann werden die Details besprochen“, erklärt Fergenbauer. Zwölf bis 14 Vorschläge macht der Ausschuss. Ein Teil davon wird realisiert.

Mitte November, spätestens Anfang Dezember beginnt Christie meist mit den Arbeiten. In der sogenannten Burg in der Oranienstraße – einem alten Gebäude, dass die Stadt der Zuggemeinschaft zur Verfügung stellt. Hoch sind die Decken in dem großen Schuppen mit den alten Holztüren. Auf der Empore stapeln sich Arme und Köpfe von ehemaligen Figuren – darunter auch der von Donald Trump. „So etwas bewahren wir auf. Vielleicht kann man es ja noch einmal gebrauchen“, sagt Fergenbauer. In der Mitte des Raumes steht ein hellblauer Schuh aus Pappmaché, darin steckt eine rot-weiß geringelte Socke, die einem Hintern in geblümten Hosen einen Tritt versetzt. Der Allerwerteste gehört einem Politiker. Wem, das wird aber noch nicht verraten. Schließlich soll ein Teil der Motivwagen eine Überraschung bleiben.

Die Reste werden verbrannt

Was von ihnen in den nächsten Jahren noch einmal zum Einsatz kommt, das weiß Ulrich Fergenbauer derzeit freilich noch nicht. „Einige der Arme und Köpfe werden aber auch dieses Mal überleben“, ist er überzeugt. Der Rest wird abgebaut, fein säuberlich getrennt und im MHKW in Heddernheim verbrannt. „Das Material feuert die Öfen gut an“, sagt Herbert Maß schmunzelnd.

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