Das versteckte Erbe der Metallwerke

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Viel mehr als nur ein Hügel neben der U-Bahn-Trasse: Unter dem grünen Gras befindet sich die einstige VDM-Deponie. © Unger
Viel mehr als nur ein Hügel neben der U-Bahn-Trasse: Unter dem grünen Gras befindet sich die einstige VDM-Deponie. © Unger

Grundwasser rund um die ehemalige Deponie in Heddernheim muss weiterhin saniert werden

Hügel oder gar Berge gibt es in Frankfurt naturgemäß wenige – vom Lohrberg, dem Sachsenhäuser Berg und dem Riedberg einmal abgesehen. Eine kleine Erhebung gibt es derweil auch im Mertonviertel. Die wurde aber nicht von der Natur, sondern von Menschenhand geschaffen. Denn es ist nicht nur Erdreich, was unter dem mit Gras und Sträuchern bewachsenen Berg an der Olof-Palme-Straße schlummert.

Es sind die Altlasten der einst im Viertel ansässigen Betriebe, wie der Vereinigten Deutschen Metallwerke (VDM), die dort lagern. Plus des mineralischen Abbruchs der Gebäude, die vor der Genehmigung des Bebauungsplans 1986, der Grundlage für das heutige Mertonviertel, hinzu kamen. Sieben Hektar r misst die Deponie, auf dem Plateau in rund zehn Metern Höhe gibt es zudem eine versiegelte Fläche, die bis 2013 noch als Parkplatz der benachbarten Lurgi AG genutzt wurde. 650 Fahrzeuge hatten dort Platz, 120 Stufen führen hinauf, eine Schranke sperrt die Zufahrt ab.

Mittlerweile hat sich auch dort die Natur durchgesetzt, der Asphalt ist rissig und an vielen Stellen gar aufgebrochen, Pflanzen haben sich ihren Weg gesucht. Wie auch in den sich direkt an den Hügel anschließenden 20 Hektar großen Riedwiesen, seit 1983 Naturschutzgebiet und ein Paradies für alles was kreucht und fleucht.

Doch ist das, was nach außen so idyllisch scheint, auch von innen heraus schön? Eine Frage, die immer wieder auftaucht. Spätestens seit beim Bau der Hundertwasser-Kita 1988 auf dem VDM-Areal entdeckt wurde, dass die gesamte Umgebung mit teils hochgradig giftigen Kohlenwasserstoffen und Schwermetallen belastet war. Bis zu zehn Meter tief wurde das Gelände ausgebaggert, die Erde bis in die Tiefe gesäubert. Rund eine Million Mark kostete die Beseitigung der Altlasten, 90 Prozent davon übernahm der Rechtsnachfolger der VDM.

Folie hält 100 Jahre

Und unter dem Hügel? Wie wirken sich die dort gelagerten Altlasten auf die Natur aus? Und: Könnte man die Deponie nicht für Freizeitaktivitäten nutzen, fragte deshalb erst jüngst der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt). Es sei davon auszugehen, dass bestimmte organische Verbindungen wie mineralölhaltige Kohlenwasserstoffe biologisch abgebaut würden, während Metalle erhalten blieben, antwortete jetzt der Magistrat. Dass diese ins Grundwasser gelangten, sei jedoch eher unwahrscheinlich. Das verhinderten weitestgehend eine Auenlehmschicht sowie Oberflächenabdichtung unter anderem aus Kunststoff. Hersteller gingen von einer Haltbarkeit von mindestens 100 Jahren aus.

LCKW könnten krebserregend sein

Jährliche Untersuchungen des Grundwasser zeigten zudem, dass von der Deponie keine Gefährdung für dieses ausgehe. Hinsichtlich der Verunreinigungen mit leicht flüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen (LCKW) werde für das Grundwasser seit 2012 – vorher geschah dies anhand einer regelmäßigen Entnahme – ein biologisches Sanierungsverfahren angewandt. Denn LCKW, das nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem für die Entfettung von Metallen eingesetzt wurde, stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Für Trinkwasser liegt der Grenzwert deshalb bei zehn Mikrogramm pro Liter. Da Grundwasser kein Trinkwasser ist, liegt der Wert dort bei 20 Mikrogramm.

Sanierend eingegriffen werden müsse hingegen erst bei 50 Mikrogramm pro Liter, so der Magistrat. Werte, die durch die Maßnahmen im Mertonviertel „in weiten Teilen“ erreicht oder unterschritten würden.

Lediglich in den ehemaligen Haupteintragsgebieten läge die Konzentration an LCKW oberhalb dieser Grenze, weshalb die biologische Sanierung fortgeführt werde. An den Messstellen entlang der Nidda könnten derzeit nur noch Spuren der Kohlenwasserstoffe nachgewiesen werden, im Gebiet der Deponie lägen die Konzentrationen weit unterhalb der Eingriffsgrenze.

Deshalb und auch aus städteplanerischer Sicht spreche nichts dagegen, die ehemalige Deponie für Freizeitzwecke zu nutzen. Freilich dürften die entsprechenden Maßnahmen nicht beeinträchtigt werden.

Das sei auch möglich, weil das Areal sich nicht im Geltungsgebiet des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplanes „Nördlich Lurgiallee“ befinde.

Soll heißen: Es besteht kein Zusammenhang mit dem dort geplanten Bau von Wohnungen und einer Schule. Auch nicht als möglich Parkplatzfläche.

1 Kommentar

  1. Dachte ich es mir. Diese perverse Situation kontaminierte Erde als Naturschutzgebiet auszuweisen und weg zu sehen gibt es an vielen Orten.
    Dann wird auch noch der Verkehr beruhigt, weil Naturschutzgebiet. Gegenüber wird teurer Wohnraum als Naturnah vermarktet.
    Warum wird nicht gleich ein Studentenwohnheim drauf gestellt? ;))

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