Zugsignal auf Rot, lautet das Gebot in Klaa Paris

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So sah die Idee für den Motivwagen der Klaa Pariser Zuggemeinschaft für 2020 aus: Die Narren nageln das Coronavirus im Sarg fest, damit es niemanden Schaden zufügen kann. © Privat
So sah die Idee für den Motivwagen der Klaa Pariser Zuggemeinschaft für 2020 aus: Die Narren nageln das Coronavirus im Sarg fest, damit es niemanden Schaden zufügen kann. © Privat

Es ist Fastnachtsdienstag, 14.31 Uhr, und in den kleinen Gässchen in Frankfurts heimlicher Fastnachtshochburg ist es unheimlich still. Keine Wagen, die sich hintereinander aufreihen, keine Ehrentribüne auf dem Karl-Perrotte-Platz, auf der die Menschen dicht an dicht schunkeln. Denn die Narren in Klaa Paris sind vorausschauend und vernünftig – bereits im September haben sie ihren Umzug abgesagt. Traurig, aber wahr. Passend zum diesjährigen Motto: „In Klaa Paris heißt das Gebot, das Zugsignal, es steht auf Rot“.

Dabei hatte die Zuggemeinschaft im Sommer gehofft, dass der Klaa Pariser Umzug stattfinden kann. Gemeinsam entwickelte man Ideen für die Motivwagen, holte wie in jedem Jahr Künstler John Christie ins Boot, der die ersten Skizzen anfertigte.

„Er bringt die Ideen des Gestaltungsausschusses aufs Papier“, sagt Ulrich Fergenbauer, Vorsitzender der Zuggemeinschaft. Ideen, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen, sowohl politisch als auch gesellschaftlich. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das böse Coronavirus seinen Platz auf einem der Motivwagen bekommen hätte.

Wer bis dahin nicht wusste, wie diese fiese Kreatur aussieht, hätte es spätestens beim Umzug erfahren. Und jetzt eben nur über die Skizze in dieser Zeitung. Drahtig und giftgrün ist das Virus, mit seinem runden Kopf, den Armen und Beinen, sieht es ein wenig aus wie ein Alien. Und es ist schwach, zumindest für die Klaa Pariser Narren. Gemeinschaftlich, so kennt man sie, zwängen sie das Virus in den Sarg. Mit Nägeln zugemacht, damit es 2022 auf keinen Fall dem Zug oder sonst irgendjemandem gefährlich werde.

Statthalter Thomas I., Prokurator Friedrich Schlegel, Ehrenvorsitzender Dietmar Pontow und Ulrich Fergenbauer schunkeln derweil schon einmal vor und die Garde probt fürs kommende Jahr. Lediglich die Kanone, die Jahr für Jahr ihre elf Böllerschüsse abgibt, verdrückt noch ein letztes Tränchen.

Die sind bei Ulrich Fergenbauer mittlerweile wieder getrocknet. Das einzige, was er heute verdrücken wird, sagt er, sind Kreppel. Und nicht nur einen. „Damit werde ich mir den Bauch vollschlagen, so wie jedes Jahr. Ein bisschen Tradition muss ja trotz allem noch sein“, sagt er.

Und der Statthalter? Was macht der am Fastnachtsdienstag? Er wird „ganz normal arbeiten gehen“, verrät Fergenbauer. Das sei vielleicht auch gar nicht das schlechteste, so würde man wahrscheinlich am wenigsten daran denken, wie schön der Tag eigentlich hätte werden können.

Denn als Fastnachter habe man derweil, so weit wie machbar, versucht, ein bisschen Klaa Paris nach Hause zu bringen. Auf der Homepage der Zuggemeinschaft im Internet unter www.zuggemeinschaft.de lassen sich zwar keine Zugprogramme, dafür Corona-Hefte herunterladen. Diese wurden auch bereits in die Briefkästen gesteckt. Darin stellen sich die Klaa Pariser Vereine vor – die Käwwern, die Fidelen Nassauer, der KTC Rot-Weiß und die Kolpingsfamilie – gespickt mit Bildern aus den vergangenen Jahren. Zudem kann man auf dem Youtube-Kanal der Zuggemeinschaft virtuell durch Heddernheim ziehen.

Darauf ein dreifach donnerndes „Klaa Paris helau!“.

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