Römerstadt: Aufregung in Nida

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Auf dem Grundstück In der Römerstadt 126-134 haben die vorbereitenden Arbeiten für die Neubauten der städtischen Wohnungsgesellschaft ABG begonnen. Rund 200 Wohnungen sollen auf dem Areal entstehen. © ROLF OESER
Auf dem Grundstück In der Römerstadt 126-134 haben die vorbereitenden Arbeiten für die Neubauten der städtischen Wohnungsgesellschaft ABG begonnen. Rund 200 Wohnungen sollen auf dem Areal entstehen. © ROLF OESER

Der Ortsbeirat ist verärgert über die Arbeiten der städtischen Wohnungsgesellschaft ABG, die auf dem Areal In der Römerstadt begonnen haben. Rund 200 Wohnungen sollen dort entstehen, der Ortsbeirat will die Freifläche der einstigen römischen Provinzhauptstadt Nida erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.

CDU-Ortsvorsteherin Katja Klenner ist sauer. Auf dem Grundstück In der Römerstadt 126 – 134 wird seit dem gestrigen Montag mit schweren Geräten an den ehemaligen amerikanischen Baracken gearbeitet. Für Klenner ist klar: das sind die Rodungen, die im Zuge der geplanten Neubauten der städtischen Wohnungsgesellschaft ABG Holding auf dem Areal stattfinden sollen. Und die erst für Oktober angekündigt waren.

Mit Kränen seien bereits größere Bäume entfernt worden, sagt Klenner, die sich selbst ein Bild vor Ort gemacht hat. „Das ist kein angemessener Umgang“, findet die Ortsvorsteherin des für Heddernheim zuständigen Ortsbeirats 8. Zumal dem Stadtteilparlament bisher nicht einmal die geplante Bebauung für die letzte große Freifläche, auf der sich Spuren der einstigen antiken Stadt Nida finden lassen, vorgestellt worden sei. Das sollte nach den Ferien im September erfolgen.

ABG-Geschäftsführer Frank Junker kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Das ist ein ganz normaler transparenter Vorgang, jeder Schritt ist mit den entsprechenden Behörden, also dem Denkmalamt und dem Archäologischen Museum, abgesprochen und von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen.“ Bei den Arbeiten, die seit Montag laufen, handele es sich um die Vorbereitung zum Abbruch der ehemaligen amerikanischen Baracken, damit das Baufeld freigelegt werden kann – und damit das Denkmalamt den freigelegten Boden auf Reste römischer Funde überhaupt sondieren könne. In diesem Zuge hätten auch ein paar Bäume gefällt werden müssen, räumt Junker ein, sonst wäre das überhaupt nicht möglich gewesen.

Die eigentlichen Rodungsarbeiten würden wie angekündigt im Oktober auf dem Grundstück In der Römerstadt beginnen, versichert Junker. Die ABG will auf dem 10 000 Quadratmeter großen brachliegenden Areal bis 2024 rund 200 Wohnungen bauen, die Hälfte davon soll sozial gefördert sein.

Der Ortsbeirat 8 hatte in seiner jüngsten Sitzung von der Stadt einen vorläufigen Stopp der Bebauungsplanung und der Baumfällarbeiten gefordert. Das Gelände sollte zunächst befristet zum Grabungsschutzgebiet erklärt werden. Seit Jahren kämpft das nördliche Stadtteilparlament dafür, dass auf dem Areal ein Römerpark der ehemaligen römischen Stadt Nida entsteht. Es will die Bodendenkmäler sichern und der Öffentlichkeit vor Ort zugänglich machen. „Wir sind nicht informiert worden über den Beginn der Arbeiten und schlicht sauer“, sagt Ortsvorsteherin Katja Klenner (CDU) empört. Wolfgang David, Leiter des Archäologischen Museums, habe kommenden Donnerstag eine Führung auf dem Gelände anbieten wollen und nun keinen Zugang mehr.

Das muss so sein, aus Sicherheitsgründen, erläutert Junker. Bei dem Areal handele es sich um ein Privatgrundstück, das eingezäunt und entsprechend beschildert sei. „Wenn da was während den Abbrucharbeiten passiert, sind wir dran.“ In zwei Wochen, schätzt Junker, sollen diese Arbeiten beendet sein. Dann soll wieder Ruhe auf dem Areal einkehren. Am 16. September will der Geschäftsführer dann wie angekündigt in die erste Sitzung des Ortsbeirates 8 nach den Ferien kommen und die konkreten Baupläne dem Gremium vorstellen.

Die Sorge des Ortsbeirats ist groß, die Geschichte der antiken Stadt Nida an dem Ort nicht mehr zeigen zu können, wenn die Neubauten der ABG erst einmal stehen. Auch dazu gäbe es bereits Ideen, sagt Junker. „Sollten wir im Zuge der Neubebauung des Areals Funde aus der römischen Zeit entdecken, könnte man diese in einem Gebäude oder als Teil der Freiflächengestaltung integrieren und etwa am Tag des Offenen Denkmals der Öffentlichkeit zugänglich machen.“ Letztlich entscheide dies aber das Denkmalamt.

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