Im Nordwestzentrum ist trotz Corona viel los

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Einkaufstempel und Treffpunkt zugleich: Die vollen Rolltreppen zeugen von der Beliebtheit des Nordwestzentrums. © sauda
Einkaufstempel und Treffpunkt zugleich: Die vollen Rolltreppen zeugen von der Beliebtheit des Nordwestzentrums. © sauda

Im Nordwestzentrum kann man den Eindruck gewinnen, als gäbe es die Corona-Pandemie nicht – zumindest, dächte man sich die Masken und Hinweisschilder weg.

Auf den Rolltreppen drängen sich die Menschen wie eh und je, ebenso in den Gängen der einzelnen Malls. An den geforderten Mindestabstand von 1,50 Meter halten sich nicht alle. An einer Ecke steht derweil ein Sicherheits-Mitarbeiter, der die Kunden daran erinnert, die Masken richtig aufzusetzen. Die Gastronomie-Betriebe sind gut besucht, vor dem Modegeschäft „Zara“ dreht währenddessen ein Kinder-Karussell zu Musik seine Runden.

„Ich bin selbst überrascht, dass es nach dem Lockdown so schnell ging. Die Kundenfrequenz ist fast normal“, sagt Rainer Borst. Seit knapp zwei Jahren – mit der Übernahme der Betreiberschaft des NWZ durch das französische Immobilien- und Investmentunternehmen Unibail-Rodamco-Westfield im September 2019 – ist er der neue Centermanager.

„So richtig dicht“ sei das NWZ ja ohnehin nie gewesen – in keinem der drei Lockdowns. Weil es eben viel mehr sei als „nur“ ein Einkaufszentrum. So hält dort die U-Bahn, es gibt das Bürgeramt, das Titus-Forum und Wohnungen. Zudem seien die Drogerien und Lebensmittelmärkte immer geöffnet gewesen. „Trotzdem: Vergleicht man diese Zeiten mit heute, war es damals schon eine geisterhafte Atmosphäre, die im Zentrum herrschte“, sagt Borst.

Die jetzt einer umso lebhafteren gewichen ist. Einer an manchen Ecken vielleicht zu lebhaften, wie ein Rundgang zeigt. Da werden die Hinweisschilder an den zahlreichen Eingängen übersehen oder ignoriert, das Zentrum wird ohne Maske betreten oder auf den Bänken das zuvor gekaufte Essen verzehrt, obwohl dies nach wie vor verboten ist. Ebenso wie das Rauchen. Dass sich auch daran nicht alle Besucher halten, zeigt ein Blick in die nach wie vor gut gefüllten Aschenbecher. „Es wird immer Menschen geben, die sich nicht an die Regeln halten. Wir versuchen das nach wie vor mit entsprechendem Personal so gut es geht zu verhindern“, sagt Rainer Borst. Die Situation habe sich deutlich entspannt, vor einem Jahr noch habe man häufiger eingreifen müssen.

„Die Lust am stationären Handel ist auf jeden Fall da. Das bestätigen uns auch unsere Mieter“, sagt Rainer Borst. Von denen es einige neue gibt. Denn trotz der Corona-Pandemie hat sich im Hintergrund einiges bewegt in den vergangenen eineinhalb Jahren. So ist das Schuhhaus Dielmann (die Handelskette hatte im vergangenen Jahr Insolvenz angemeldet) „Enza Home“ gewichen. Türkische Möbel werden dort angeboten. Ein Geschäft, für das ein Einkaufstempel eher ungewöhnlich ist. „Diese Besonderheit macht uns aber aus. Schon immer. Bei uns gibt es Geschäfte, die man in anderen Centern nicht findet“, sagt Borst.

Schon sein langjähriger Vorgänger Georg H. Lackner hatte auf dieses Alleinstellungsmerkmal großen Wert gelegt. Eine Handschrift, die geblieben ist. Wie auch die Wiederbelebung der ehemaligen Galeria-Kaufhof-Fläche zeigt. Zumindest des Erdgeschosses. Auf den 2800 Quadratmetern eröffnet heute, 29. Juli, ein sogenannter Pop-up-Store. Für eine gewisse Zeit also gibt es dort 400 Modemarken zu Outletpreisen. Langfristig, so Rainer Borst, soll die Fläche von rund 10 000 Quadratmetern, die sich auf drei Stockwerke verteilen, aber wieder dauerhaft vermietet werden. Gespräche liefen, Ergebnisse gebe es aber noch nicht.

Auch sonst hat sich einiges bewegt im Nordwestzentrum, wobei Borst von einer „normalen Fluktuation“ spricht. Ob ein Schuhladen für Übergrößen, ein Outlet-Store von „Sport Vosswinkel“, eine syrische Patisserie oder ein serbisches Kindermodengeschäft – Läden, die man sonst in Frankfurt nicht findet. „Aber eben bei uns im Nordwestzentrum. Man muss besonders bleiben. Das ist weiterhin unser Ziel“, sagt Rainer Borst. Eine Besonderheit des Zentrums, die in den vergangenen Jahren oft für Kritik sorgte, ist derweil weggefallen: Seit Corona darf dort nicht mehr geraucht werden. Statt Rauch liegt deswegen, vor allem auf dem Mode-Boulevard, fast schon Frische in der Luft. Das gefällt vielen Kunden. Ob das auch künftig so bleibt? „Das Nordwestzentrum ist offen, das Rauchen ist deswegen rein rechtlich erlaubt“, hält Borst sich bedeckt, was ein dauerhaftes Verbot betrifft. Derzeit gelte ohnehin die Maskenpflicht, danach müsse man weitersehen, sagt er nur.

Der „Lahme Esel“ aus Niederursel bekommt einen kleinen Bruder. Und zwar nirgendwo anders, als im Nordwestzentrum. „Eselei“ heißt das neue Lokal samt Biergarten, das Thomas Metzmacher in den kommenden Wochen im Untergeschoss zwischen dem Weinstand und der Rolltreppe eröffnen will. Ein konkretes Datum gibt es allerdings noch nicht, doch die entsprechenden Schilder sind bereits montiert. „Frisch. Regional. Lecker“ lautet das Motto der „Eselei“, die eine echte Herzensangelegenheit des Niederurseler Wirtes ist. „Das Nordwestzentrum ist mitten in Frankfurt, es gibt jedoch kein Apfelweinlokal hier. Und das wollen wir ändern“, sagt er. Und fügt hinzu: „Das wird etwas ganz Großes!“.

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