Entsorger will Müll-Detektive schicken

1
314
Im hohen Bogen fliegt auch dieser Stuhl auf den Sperrmüllhaufen in der Bernadottestraße. Direkt dahinter liegt ein Spielplatz. © unger
Im hohen Bogen fliegt auch dieser Stuhl auf den Sperrmüllhaufen in der Bernadottestraße. Direkt dahinter liegt ein Spielplatz. © unger

Es ist ein leidiges Thema: die Müllberge, die sich an vielen Stellen in Frankfurt türmen, oft tage- oder gar wochenlang. Auch im Bezirk des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt). Entsprechend viele Fragen und Klagen prasselten auf FES-Sprecher Michael Werner ein, der am Donnerstagabend an der Sitzung des Gremiums teilnahm.

Auch Farben und Autoreifen

Vor allem Sperrmüll sei „ein Riesenthema“, sagte Werner, gerade in Corona-Zeiten: „Das Hauptproblem sind die wilden Ablagerungen.“ Etwa am Gerhart-Hauptmann-Ring. Manche vereinbarten zwar mit der FES eine Abholzeit, deponierten ihre alten Stühle, Kommoden, Matratzen und ähnliches aber schon Tage zuvor an der Straße, obwohl das erst am Vorabend erlaubt sei. Andere wiederum kümmerten sich überhaupt nicht um einen Termin. Das Problem: Steht erst einmal Sperrmüll da, dann verlockt das andere dazu, ausrangierte Gegenstände dort abzustellen. Und zwar auch sogenannte Störstoffe wie Autoreifen, Farben, Lacke, Kartons und Altkleider. Die darf das Sperrmüllfahrzeug allerdings nicht mitnehmen. Stattdessen, erklärte der FES-Sprecher, werde die Mobile Schnellreinigung alarmiert. Bis die jedoch auftaucht, hat sich meist schon weiterer Sperrmüll hinzugesellt. „Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel“, seufzte Michael Werner. „Wir haben zwischen 80 und 100 Stellen in der Stadt, wo das ein immer wiederkehrendes Problem ist.“

Zwar kurvt montags, mittwochs und freitags ein FES-Fahrzeug durchs gesamte Stadtgebiet, um die wilden Ablagerungen zu beseitigen. Doch das reicht längst nicht aus. So schlimm ist die Situation inzwischen, dass die FES überlegt, eine Detektei einzuschalten, um Müllsünder zu ertappen und anzuzeigen. Ein Plan, der bei einigen Ortsbeiräten auf Skepsis stieß. Mit solchen erzieherischen Maßnahmen komme man da wohl nicht weiter, meinten Yvonne Gondolf (Grüne) und Joachim Rotberg (CDU). Gondolf schlug stattdessen vor, problematische Ecken wie am Gerhart-Hauptmann-Ring gründlich zu reinigen und dabei auch den Unrat aus den Büschen zu beseitigen. Ihre Hoffnung: Je sauberer es ist, desto größer die Scheu, dort wieder Müll hinzustellen. So eine „konzertierte Aktion“ könne man durchaus probieren, stimmte Werner zu und versprach, ein Team von Clean-FFM zu schicken.

Probleme bei der Siedlungsabfuhr wurden ebenfalls vorgebracht. Oft sei das FES-Fahrzeug schon voll, wenn es zu der Stichstraße im Gerhart-Hauptmann-Ring komme, in der sie wohne, kritisierte eine Frau. Die Folge: „Manchmal liegt der Müll vier Wochen.“ Sie begrüßte die mögliche Einschaltung einer Detektei ebenso wie eine Anwohnerin aus dem Hammarskjöldring, die neben einem Sperrmüllplatz wohnt. Zwar sei das Areal nur für die Hausbewohner gedacht, letztlich entledigten sich dort aber auch etliche andere ihres Unrats. Zwar habe sie einige Abfallsünder bereits angezeigt. „Aber der Müll bleibt trotzdem liegen“, ärgerte sich die Anwohnerin. „Kein Verursacher wird dazu aufgefordert, den Platz wieder sauberzumachen.“

Kritik kam auch von Stephanie Mohr-Hauke (SPD). Vor einiger Zeit habe sie die FES um zusätzliche Abfalleimer in mehreren Straßen gebeten, etwa an der Sandelmühle, in der Dillenburger Straße und in der Heddernheimer Landstraße – ohne Erfolg. Er werde der Sache nachgehen, sagte der FES-Sprecher. Eberhard Stelter (FDP) monierte die Zustände an den Postverteilungskästen an der Heddernheimer Landstraße: „Da liegen Prospektmengen ohne Ende, das ist eine Riesensauerei.“ Auch dort werde man saubermachen, sicherte Werner zu.

1 Kommentar

  1. Ich bezweifle dass die Maßnahme von Frau Gondolf Wirkung zeigt. Ich sprech aus Erfahrung: Ein sauberer Platz hält nicht davon ab den Müll an der Stelle abzulegen. Das interessiert diese Leute nicht, sie wollen einfach das Zeug loswerden. In unserer Straße geht es nun soweit, dass mittlerweile freie Plätze im Gebüsch als Abfallort benutzt wird. Ich halte es für sinnvoll mit strengeren Maßnahmen und der Detektei. Sobald es ans Geld der Menschen geht und sie auch erwischt wurden, ändert es sich. Erfahrungen wie die Anwohnerin aus dem Hammarskjöldring kann ich leider nur bestätigen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein