Freibad Eschersheim: Falsche Navi-Route lotst Autos auf Radweg

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Plätzchen im Grünen: Falschparker auf dem Nidda-Radweg am Eschersheimer Freibad. © Thomas Stillbauer
Plätzchen im Grünen: Falschparker auf dem Nidda-Radweg am Eschersheimer Freibad. © Thomas Stillbauer

Eine falsche Navi-Route in Eschersheim lotst unzählige Autos auf dem Nidda-Radweg in die Sackgasse. Die Verkehrsbehörde will jetzt zu einer altbewährten Methode greifen.

Wer viel Humor hat, konnte die Verkehrssituation rund ums Eschersheimer Schwimmbad schon immer amüsant finden. Die schmale Zufahrtsstraße am Heddernheimer Fußballplatz vorbei, eine Million Autos – und dazwischen Radelnde und Fußgehende, die irgendwie lebendig ins Wasser kommen wollen, aber möglichst nicht per Ausweichmanöver in die Nidda.

Jetzt ist die Geschichte um eine Bauchplatscher reicher: Seit Tagen jagt ein Auto nach dem anderen auf dem Radweg aus nördlicher Richtung am Flüsschen entlang.

Die Menschen am Steuer wundern sich erst über die wüsten Beschimpfungen und dann darüber, dass sie mit ihren Kraftwagen nicht auf die Brücke zum Parkplatz passen. Es handelt sich nämlich um eine Fußgängerbrücke und Autos sind da ausgesprochen fehl am Platz.

Freundlich auf die Situation angesprochen, präsentiert ein Autofahrer seine Navigations-App im Mobiltelefon. Darauf klar zu erkennen: eine grundfalsche Route. Praxischeck im eigenen Computer: Die Suchmaschine Google lotst Kraftfahrer tatsächlich durch die Verlängerung der Straße im Uhrig am Kleintierzuchtverein vorbei bis zur Autobahn 661, dann nach links über den Feldweg und noch mal links auf den Grüngürtel-Radweg. Sackgasse.

„Ich bin jetzt 39 Jahre dabei, aber das habe ich noch nie erlebt“, sagt Alex Mitschke von den Bäderbetrieben Frankfurt (BBF). Als ob er nicht schon genug zu tun hätte („das Telefon klingelt permanent, wir bekommen 100 E-Mails pro Stunde, ich arbeite mit vier Händen und acht Füßen“) – jetzt auch noch das.

Ein besonders cleverer Autofahrer nutzt die gute Gelegenheit, parkt einfach vor dem Freibadeingang und geht schwimmen. Auf Twitter liegen die Nerven blank. Auch der ADFC führt bittere Klage über die Situation. Eineinhalb Stunden später steht der Kleinwagen immer noch da. Frechheit siegt offenbar.

Das sagt sich auch die Frankfurter Rundschau und schickt eine E-Mail an die Presseabteilung von Google. Natürlich ohne wirklich daran zu glauben, dass zügig eine Antwort kommt. Während am Ufer weiter fleißig gewendet und geschimpft wird („Hastuse noch alle!?“), sagt Ingmar Bolle vom Straßenverkehrsamt mit der gebotenen Lakonie: „Ein interessantes neues Phänomen.“ Die Behörde versuche zu ermitteln, inwieweit das Ganze mit Google zusammenhänge, die Stadtpolizei sehe nach dem Rechten.

„Es läuft wohl darauf hinaus, dass wir einen oder zwei Poller aufstellen.“ Einen mit Sicherheit auf dem Weg südlich der A 661, einen weiteren eventuell an dem Weg, der sich vom Uhrig an den Tennisplätzen vorbei zur Nidda schlängelt. Da, wo demnächst der neue Bolzplatz eröffnet werden soll, wie BBF-Mann Mitschke anmerkt.

Eines steht fest: „Dass Google diesen Weg anzeigt, akzeptiere ich nicht als Entschuldigung“, sagt Ingmar Bolle. „Oder würden Sie weiterfahren, wenn Sie sehen, das ist ein Feldweg, und da steht auch noch so ein Verkehrsschild, das ganz klar sagt: Nein?“ Die FR würde selbstverständlich nicht weiterfahren. Obwohl – doch. Die FR fährt schließlich Rad.

Die rot-weißen Poller, die den Fachleuten vorschweben, haben sogenannte Markierungslinsen, damit sie für Radfahrer besser zu erkennen sind. Traurig, findet Bolle, dass solche Sperren heute noch nötig seien, aber ohne gehe es offenbar nicht. Und er zitiert den früheren Verkehrsdezernenten Lutz Sikorski: „Am Anfang war der Poller.“ Erst viel später kam Google.

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