CDU fordert sofortigen Planungsstopp

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Diese undatierte Zeichnung zeigt Grabungen in der Römerstadt Nida vor der Bebauung. © Martin Weis
Diese undatierte Zeichnung zeigt Grabungen in der Römerstadt Nida vor der Bebauung. © Martin Weis

Bevor Wohnungen auf den Überresten Nidas gebaut werden, soll die Archäologie Vorrang haben

Die CDU-Fraktion im Römer fordert einen sofortigen Planungsstopp für den Wohnungsbau auf dem Areal an der Römerstadt 126-134. Stattdessen sollen die systematischen archäologischen Grabungen fortgesetzt und nach deren Abschluss eine vollständige wissenschaftliche Dokumentation und Bewertung der auf diesem Areal insgesamt noch vorhandenen Siedlungsspuren der Römerstadt Nida (ca. 75 bis nach ca. 260 n. Chr.) der Stadtverordnetenversammlung vorgelegt werden. Zudem soll auf dem Areal eine kleine Dependance des Archäologischen Museums Frankfurt eingerichtet werden.

„Allerletzte Chance nutzen“

Damit fordert die CDU eine politische Entscheidung, wie mit den im Boden noch vorhandenen Überresten Nidas verfahren werden soll. „Hier bietet sich die allerletzte Chance, auf einem zusammenhängenden größeren Areal Fundamente und Funde der römischen Stadt an Ort und Stelle zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, so der kulturpolitische Sprecher der CDU-Römerfraktion, Christian Becker, in einem jetzt vorgelegten Antrag der Fraktion. Bis zur vollständigen Klärung der Fundlage auf diesem Areal müsse das zweifelsfrei wichtige Wohnungsbauprojekt der ABG zurückgestellt werden, „damit der Spaten der Archäologie sorgfältig und ohne Zeitdruck arbeiten kann“. Die ABG ist mittlerweile Erbbauberechtigte und will auf der Grundlage des bestehenden Bebauungsplanes aus den 1960er-Jahren 190 Wohnungen und eine Tiefgarage realisieren,

Am Montag hatte der ehemalige Leiter der römischen Abteilung und stellvertretende Direktor des Archäologischen Museums, Peter Fasold, in einem Leserbrief in der FAZ betont, er könne die Aufregung nicht nachvollziehen. Der Hintergrund: Ende Juli hatte die ABG erste Rodungsarbeiten auf dem Gelände in der Römerstadt vorgenommen. Das hatten nicht nur Ortsvorsteherin Katja Klenner (CDU), sondern auch Becker und Cajus Reinhold Frick, Vorsitzender der Freunde des Archäologischen Museums Frankfurt, auf das Schärfste kritisiert (wir berichteten mehrfach).

Bis zur öffentlichen Vorstellung der Pläne für den Wohnungsbau auf dem Gelände dürften auf dem Areal keine weiteren Fakten geschaffen werden. „Das bedeutet auch, dass die auf dem Grundstück vorhandenen Schutzbauten in Obhut des Archäologischen Museums nicht abgerissen sowie Bodendenkmäler nicht ausgegraben und abtransportiert werden“, so Becker.

Das etwa 9000 Quadratmeter große Grundstück ist bislang nicht bebaut, weil eine Teilfläche nach 1945 vom US-Militär für Kantine, Einkaufsladen, Frisör sowie ein Möbellager genutzt wurde. Seit bereits 1995 fordert der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), die Fundstücke auf dem Gelände zu erhalten. Bei Grabungen von 1991 an waren Archäologen unter anderem auf einen gut erhaltenen Töpferofen, einen kleinen und einen umfangreicheren Steinkeller sowie auf Spuren diverser Holzgebäude an einem Weg gestoßen.

Fasold betont in seinem Leserbrief, Römerparks wie in Xanten und Kempten solle man nicht vor Augen haben. Offenkundig sei in diesem Stadtbezirk Nidas kaum mit attraktiven öffentlichen Gebäuden zu rechnen. Auch sei mit „weltbedeutenden Resten“ wie in Trier nicht zu rechnen.

Doch darum geht es weder der CDU im Kleinen und im Großen noch der Archäologischen Gesellschaft. Ihnen geht es um die Gewissheit, dass die steinernen Zeugen der römischen Geschichte an Ort und Stelle erhalten und erklärt werden. Mit einer Dependance des Archäologischen Museums greifen sie zudem eine Idee aus der Stadtplanung der Nordweststadt wieder auf, die dort eine Ansiedlung des damaligen Museums für Vor- und Frühgeschichte vorgeschlagen hatte.

„Moderne Museumsarbeit findet heute unbedingt auch dezentral an den Fundstellen statt, und es ist international Standard, solche Funde auch in Bebauungskonzepte zu integrieren sowie in Teilen auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, betont Becker. Ob das passiert, wird sich erst zeigen, wenn ABG-Chef Frank Junker die Pläne in der September-Sitzung des Ortsbeirats vorstellt. So ist es zumindest geplant. sim

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