Start News „Klaa Paris liegt brach – das ist sehr bitter“

„Klaa Paris liegt brach – das ist sehr bitter“

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Der Neubau der Feuerwehrwache in der Hessestraße lag Ortsvorsteher Klaus Nattrodt ( CDU) am Herzen. © Monika Müller
Der Neubau der Feuerwehrwache in der Hessestraße lag Ortsvorsteher Klaus Nattrodt ( CDU) am Herzen. © Monika Müller

CDU-Ortschef Klaus Nattrodt spricht im Interview über die Folgen der Corona-Pandemie auf die Fastnachtshochburg „Klaa Paris“ und die letzten Wünsche vor seinem Abtritt.

Herr Nattrodt, zugeparkte Straßen in Alt-Niederursel und Heddernheim, Staus auf den Hauptverkehrsachsen, dazu kommen geplante Baugebiete, die zusätzlichen Verkehr generieren. Welche Vorschläge hat der Ortsbeirat 8, um diese Probleme zu lösen?

Der Parkdruck ist nicht neu, aber den haben alle Ortsteile in Frankfurt. Das Verkehrsproblem ist nicht in den Neubaugebieten oder einzelnen Stadtteilen zu lösen, sondern nur gemeinsam über die Grenzen der Ortsbezirke hinweg. Der Ortsbeirat wünscht sich, dass sich dazu die zuständigen Behörden zusammensetzen und ein tragfähiges regionales Verkehrskonzept entwickeln.

Im Ortsbezirk sollen mehrere Wohngebiete verwirklicht werden. Etwa an der Sandelmühle, In der Römerstadt 126–134, auch für die Nordweststadt West gibt es Pläne. Was wünscht sich der Ortsbeirat von der Stadt?

Für Sandelmühle und Römerstadt besteht noch kein rechtsgültiger Bebauungsplan, die Pläne für das Gebiet Nordweststadt West sind obsolet, weil das Neubaugebiet an der A5 geplant wird. Bei Bebauungsplänen soll auf die Wünsche und Vorschläge des Ortsbeirates eingegangen werden. An der Sandelmühle brauchen wir eine zweite Zufahrt zum neuen Wohngebiet und mehr Parkplätze. Für die Römerstadt wünscht sich der Ortsbeirat einen Römerpark.

Der neue Schulentwicklungsplan sieht für 2021/22 den Bedarf für eine weitere Grundschule in Heddernheim, auch um die Robert-Schumann-Schule zu entlasten. Bisher ist noch kein geeignetes Grundstück gefunden. Welche Ideen hat der Ortsbeirat dazu?

Fakt ist, es gibt keinen Platz in Heddernheim. Meine Idee, die aber noch nicht mit dem Ortsbeirat besprochen ist, wäre das ehemalige EBO-Gelände an der Ecke Hessestraße/Dillenburger Straße. Das Grundstück liegt seit Jahren brach.

Die Erweiterung der Europäischen Schule an ihrem derzeitigen Standort ist vom Tisch. Der Ortsbeirat hat sich geschlossen hinter das Lehrerkollegium und die Eltern der benachbarten Ernst-Reuter-Schulen gestellt und klar gegen das Vorhaben positioniert. Warum?

Sie steht am falschen Standort und damit der Entwicklung der Ernst-Reuter-Schule im Weg. Und wir haben ein nicht unerhebliches zusätzliches Verkehrsaufkommen auf dem Praunheimer Weg durch die Eltern-Taxis. Der Ortsbeirat hofft, dass die Sanierung der Ernst-Reuter-Schule vor 2029 abgeschlossen sein wird.

Seit Jahren beantragt der Ortsbeirat bessere Freizeitangebote für Jugendliche im Mertonviertel/Riedwiese. Gibt es in diesem Quartier besondere Probleme?

Nein, das Mertonviertel/Riedwiese ist kein Problemschwerpunkt, aber hier herrscht Mangel. Wir wollen ein Konzept für mobile oder aufsuchende Jugendarbeit, weil ein Jugendhaus fehlt. Es geht um konkrete Angebote vor Ort, die nicht auf spezifische Gruppen festgelegt sind.

Wie sieht es mit Angeboten für Jugendliche in den anderen Ortsteilen des Bezirks aus?

Nicht befriedigend, aber der Ortsbeirat ist bemüht, Angebote zu schaffen. Allerdings brauchen wir dazu einen unterstützenden Träger. Das erschwert das Ganze.

Die Fastnachtssaison 2020/21 musste wegen Corona abgesagt werden. Was bedeutet das für den Stadtteil Heddernheim, der als Hochburg der Frankfurter Narren namens „Klaa Paris“ über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist?

Wir sind nicht ja nicht nur Fastnachtshochburg, sondern quasi auch eine Hochburg der Vereine. Im Ortsbezirk gibt es mehr als 40 Vereine, die auch Jugendarbeit betreiben. Das liegt jetzt alles brach. Das ist für den Ortsbezirk sehr bitter und schmerzlich.

Herr Nattrodt, Sie sind seit 27 Jahren Mitglied im Ortsbeirat, davon 19 Jahre als Ortsvorsteher. Jetzt wollen Sie sich komplett aus der Kommunalpolitik zurückziehen. Warum?

Zum einen habe ich im Frühjahr während des ersten Lockdowns entdeckt, dass es auch Freizeit gibt. Die Entschleunigung hat bei mir gewirkt. Der andere Grund liegt in der langen Amtszeit. Als 20- bis 30-Jähriger habe ich das Problem gehabt, dass Posten noch „mit ins Grab genommen werden“. Das möchte ich nicht. Deshalb mache ich Platz für andere.

Gibt es ein Thema oder Projekt, dessen Verwirklichung Ihnen noch am Herzen liegt?

Eigentlich sind es zwei Projekte. Ich würde gerne einen offenen Spielzeugschrank für Spielplätze auf den Weg bringen, der wie ein offener Bücherschrank funktionieren soll. Das Grünflächenamt ist dabei, Geld aus unserem Budget steht bereit. Allerdings scheitern wir mit allen Umsetzungsideen an den EU-Richtlinien. Zudem liegt mir die Renovierung und Sanierung des Fastnachtsbrunnen am Herzen. Es muss ein Wasserrohrbruch behoben werden, damit wieder Wasser fließen kann. Wie sich herausgestellt hat, gehört der Brunnen der städtischen Verkehrsgesellschaft (VGF). Hier sind Verhandlungen nötig, die einen langen Atem brauchen.

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