Start News „Das Ortsbeiratsbudget ist nicht dazu da, die Finanzlöcher der Stadt zu stopfen“

„Das Ortsbeiratsbudget ist nicht dazu da, die Finanzlöcher der Stadt zu stopfen“

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Ortsbeirat 8

Das Jahr im Ortsbeirat 8.

Ortsvorsteherin Katja Klenner über die angemessene Verwendung von Ortsbeiratsgeldern und römische Funde, die erhalten und zugänglich gemacht werden sollen.

Frau Klenner, Sie sind seit Mai neue Ortsvorsteherin des Ortsbeirats 8. Wie gestaltet sich die neue Zusammenarbeit?

Ich finde, wir haben eine angenehme und konstruktive Zusammenarbeit. Bei wichtigen Themen gibt es oft fraktionsübergreifende gemeinsame Lösungen.

Bei Ihrem Amtsantritt haben Sie regelmäßige Ortstermine vorgeschlagen. Inzwischen haben bereits einige stattgefunden. Was haben Ihnen diese gebracht?

Die Ortstermine sind mir schon immer wichtig und sie bringen viel. Die Gespräche vor Ort halte ich für gelebte Bürgernähe. Wir wollen ja nicht an den Anwohnern vorbei entscheiden, sondern gemeinsam verträgliche Lösungen finden.

Der Ortsbezirk ist mit einem Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche chronisch unterversorgt. Sie haben eine Verbesserung des Angebotes an erste Stelle gerückt. Inwieweit gibt es diesbezüglich erste Ergebnisse?

Das ist ein schwieriges Thema, bei dem es keine schnellen Erfolge zu vermelden gibt. Immerhin wird nun die Kita 37 in der Straße In der Römerstadt 117 endlich abgerissen und neu gebaut. Dadurch entstehen zusätzlich 24 Plätze für unter Dreijährige, 13 Kindergarten- und zehn Hortplätze. Unsere Ideen für ein Jugendkonzept im Mertonviertel wurden von der Stadt mit der Begründung abgelehnt, dass die Jugendlichen zu Einrichtungen auf den Riedberg gehen könnten. Das tun sie aber nicht. Und die Corona-Pandemie hat das Ganze noch schwieriger gemacht.

Die römischen Funde (In der Römerstadt 126-134) zu erhalten und vor Ort zugänglich zu machen ist seit Jahren ein Anliegen des Ortsbeirats. Der Wunsch kollidiert mit dem Vorhaben der ABG, hier rund 190 Wohnungen und eine Tiefgarage zu bauen. Nun haben Sie einen runden Tisch einberufen. Sind Sie der Meinung, damit Ihr Anliegen besser umsetzen zu können?

Ja, bin ich. Wir haben dann mal alle Beteiligten, von den Archäologen bis zu den Heddernheimer Vereinen, an einem Tisch. So kann ein tragfähiges museales Konzept entwickelt werden.

Die Stadt hat immer weniger Geld für notwendige Instandhaltungsmaßnahmen, wie zum Beispiel bei kaputten Spielgeräten, der Brunnensanierung am H.-P.-Müller-Platz oder beim Erhalt der alten Friedhofsmauer in Niederursel. Immer öfter stellt der Ortsbeirat dafür nun Gelder aus seinem Budget zur Verfügung. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Das Ortsbeiratsbudget ist nicht dazu da, die Finanzlöcher der Stadt zu stopfen oder die Grunderhaltung der städtischen Infrastruktur zu gewährleisten. Ich halte diese Entwicklung, die ja auch andere Ortsbeiräte betrifft, für problematisch. Lediglich in Ausnahmen finde ich eine finanzielle Beteiligung in Ordnung.

Der Ur-Narr, ein wichtiges Wahrzeichen für „Klaa Paris“, soll am H.-P.-Müller-Platz erhalten und auf einen Sockel gestellt werden. Der Ortsbeirat hat dafür 10 000 Euro aus seinem Budget zugesagt, die städtische VGF, der das Gelände gehört, fordert 15 000 Euro. Im Ortsbeirat wurde dies mit dem Hinweis, dass man doch nicht auf einem Basar sei, scharf kritisiert. Wo liegen die Grenzen für den Ortsbeirat?

Der Erhalt von Denkmälern ist durchaus Angelegenheit des Ortsbeirates. Die erhöhte Forderung hat im Ortsbeirat aber für Aufregung gesorgt. Ein Beschluss ist noch nicht gefasst, weil es noch Informationsbedarf gibt. Ich persönlich würde lieber 5000 Euro mehr investieren, um das für Heddernheim wichtige Denkmal zu erhalten. Auch, um damit den H.-P.-Müller-Platz aufzuwerten.

Das ehemalige Gelände der Lurgi Zimmer GmbH wurde an die städtische ABG Holding und den Projektentwickler GSP Städtebau verkauft. Hier sollen bis zu 1100 Wohnungen, mindestens eine Schule, Kitas und Einzelhandelsgeschäfte entstehen. Der Ortsbeirat soll laut Aussage der Stadt von Anfang an in die Planungen einbezogen werden. Welche Ideen gibt es dazu?

Es ist großartig, dass wir von Anfang an mit einbezogen werden. So sollte es eigentlich immer laufen. Das Stadtplanungsamt hat einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben und wir werden mit vier Gremiumsmitgliedern an den Gesprächen teilnehmen. Bisher gibt es im Ortsbeirat keine konkreten Ideen, aber wir halten es für sinnvoll, dass dort gebaut wird.

Das Kleine Zentrum in der Thomas-Mann-Straße hat sich aufgrund dreier neuer Gastronomien positiv entwickelt. Es ist sauberer und belebter, mit viel Grün im Innenhof. Gleichzeitig fordert der Ortsbeirat seit Jahren, dass Rettungswege und Fußgängerbereiche vor Falschparkenden geschützt werden und die Schaffung eines barrierefreien Zugangs auf der Nordseite. Bisher ist nichts geschehen. Woran liegt es?

Die Besitzverhältnisse im Kleinen Zentrum sind super kompliziert, weil hier die Stadt und ein privater Eigentümer involviert sind. Im neuen Jahr wird es auf Wunsch der Polizei einen Ortstermin geben, um ein Verkehrskonzept rund um das Zentrum zu entwickeln. Wie an dem Neubau mit Netto und Wohnungen zu sehen ist, gibt es Möglichkeiten, das Areal attraktiver zu gestalten; leider macht der Eigentümer diesbezüglich gar nichts.

Der Heddernheimer Steg, ein wichtiger Zugang von Heddernheim ins Nordwestzentrum, soll nun erst im Mai 2022 fertig werden. Was halten Sie von den ständigen Verzögerungen?

Wir finden die Verzögerungen sehr unbefriedigend. Der Steg muss jetzt zügig fertig gestellt werden. Auch die Stelle mit der vorläufigen Ampel, die der Ortsbeirat dauerhaft erhalten will, muss geprüft werden. Hier haben sich schon gefährliche Situationen für Fußgänger abgespielt, weil viele Autos nicht damit rechnen, dass nach der Einfahrt in den Kreisel eine Ampelanlage kommt.

Was müsste aus Ihrer Sicht rund um das Nordwestzentrum noch gemacht werden?

Die dringlichste Maßnahme ist der barrierefreie Umbau der Bushaltestelle im Nordwestzentrum. Zudem müssen die E-Lade-Zonen wieder frei zugänglich werden. Die Fahrstreifenbegrenzungen auf dem Ring um das Zentrum müssen häufiger gewartet werden. Die Verkehrssituation insgesamt ist unbefriedigend, einige Stellen sind sehr unübersichtlich. Deshalb wollen wir auch einen Spiegel für den Fußgänger- und Radfahrertunnel am Erich-Ollenhauer-Ring.

Welchen dringlichen Themen wird sich der Ortsbeirat 8 im kommenden Jahr widmen müssen?

Mit Sicherheit wird uns das Baugebiet an der A 5 beschäftigen. Hier soll im kommenden Jahr der Abschlussbericht zu den Voruntersuchungen vorgestellt werden. Das Thema römische Funde vor Ort sichtbar machen, das wird uns weiter begleiten. Ebenso wird das Problem des Hochwassers bei Starkregen angepackt werden müssen. Eine erste Maßnahme dazu läuft bereits. Der Durchlass an der Feldwegbrücke muss vergrößert und das Gelände dort etwas erhöht werden. Damit soll Alt-Niederursel gegen Hochwasser geschützt werden.

Interview: Pia Henderkes-Loeckle

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