Seniorenbeiräte halten jetzt zweimal im Monat eine Sprechstunde ab
Fast jeder fünfte Mensch, der im Ortsbezirks 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) lebt, ist älter als 64 Jahre. Denn laut Statistik zählen 18,8 Prozent der Einwohner zu dieser Altersgruppe. Sie haben jetzt zwei neue Ansprechpartner: Karlheinz Beck (79) und Angelika März (66). Beide engagieren sich als Seniorenbeiräte. Dafür hinaus bieten sie nun jeden ersten und dritten Dienstag im Monat spezielle Sprechstunden im Sozialrathaus Nord im Mertonviertel an. Ein Engagement, das auch bei der Vorsitzenden des Frankfurter Seniorenbeirats, Renate Sterzel, Beifall findet: „Ich freue mich sehr, dass die Seniorenbeiräte hier so aktiv sind.“
Die Interessen älterer Menschen
Dass sie unterschiedlichen Parteien angehören – Karlheinz Beck hat das Mitgliedsbuch der CDU, während Angelika März bei den Grünen aktiv ist -, sei dabei kein Hindernis, versichern beide. Schließlich verfolgten sie das selbe Ziel: die Interessen älterer Menschen zu vertreten. „Parteipolitik würde da keinen Sinn machen“, sagt Beck. „Wir arbeiten parteiübergreifend, das finde ich sehr angenehm“, bestätigt auch März.
Seit 14 Jahren lebt sie in Niederursel, inzwischen in einer Seniorenwohnanlage. Immer wieder habe sie dort Mitbewohner in den vergangenen Jahren unterstützt, sagt die frühere Physiotherapeutin – in allen Lebenslagen. Etwa jene Nachbarin, die ständig an Rückenschmerzen litt, aber nicht zum Arzt wollte. Erst besorgte Angelika März ihr eine Salbe aus der Apotheke. Als das Mittel nicht half, brachte sie die Frau schließlich doch dazu, einen Mediziner zu konsultieren. Schließlich landete die Nachbarin im Krankenhaus, wo festgestellt wurde, dass ihre Blutzuckerwerte viel zu hoch waren, wegen Diabetes. „Auf die Dauer wäre das tödlich gewesen“, sagt die 66-Jährige. Inzwischen nimmt die Seniorin Medikamente, erhält Pflegegeld und andere Unterstützungsmaßnahmen.
Sich um andere Menschen zu kümmern, das macht auch Karlheinz Beck nicht erst seit seinem Engagement im Seniorenbeirat. Er erzählt davon, dass er seit 1964 in einer genossenschaftlichen Wohnanlage in der Nordweststadt lebt und dort Kontakt mit vielen Nachbarn hat. Mal helfe er beim Aufhängen von Bildern in der Wohnung, mal bringe er andere zum Bus. Und als ihm auffiel, dass eine alleinstehende Frau im Alter von 92 Jahren zunehmend dement wurde, alarmierte er das Sozialrathaus. „Ich kann da nicht einfach wegschauen“, sagt der frühere Verkaufsleiter einer Firma.
Besonders ein Thema liegt ihm bei seiner Arbeit als Seniorenbeirat am Herzen: die Warnung vor sogenannten Schockanrufen, mit denen Betrüger vor allem von älteren Menschen hohe Geldsummen ergaunern wollen. Denn im vergangenen Mai habe er miterlebt, wie seine Frau einen derartigen Anruf entgegennahm. „Mama, Mama – mir ist was ganz Schlimmes passiert“, stammelte eine tränenerstickte Frauenstimme. Gleich darauf, erinnert sich Beck, sei ein Mann ans Telefon gekommen und habe sehr überzeugend behauptet, dass die Tochter seiner Frau einen schweren Unfall verursacht hätte. Nun brauche sie eine hohe Kaution von mehreren Tausend Euro, damit sie nicht ins Gefängnis müsse. „Er klang ganz seriös“, berichtet der Seniorenbeirat. Und obwohl seine Frau erst zwei Stunden zuvor mit ihrer Tochter telefoniert habe, sei sie in dem Moment zutiefst erschrocken und verunsichert gewesen. Zum Glück habe sie aber die vorgeschlagene Geldübergabe abgelehnt und stattdessen ihre Tochter angerufen, erzählt Beck. Dabei stellte sich heraus, dass der angebliche Unfall frei erfunden war.
Wütend über soviel Dreistigkeit
Immer noch ist der 79-Jährige wütend über die Dreistigkeit, mit der solche Betrüger vorgehen. „Man muss den Leuten immer wieder einbleuen, dass sie sich auf so etwas niemals einlassen dürfen“, betont er. „Diese Schockanrufe bringen Senioren dazu, dass sie viel Geld verlieren.“ Mit Pfarrer Michael Stichling von der evangelischen Kirchengemeinde Nordwest habe er deshalb schon überlegt, einen Sketch zu diesem Thema zu entwickeln, um ältere Menschen vor solchen Gaunereien zu warnen. Denn: „Wir müssen das unter die Leute bringen.“