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Gedenken am ehemaligen Arbeitserziehungslager

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An der Gedenkstätte wurden Kränze niedergelegt. © Michael Schick
An der Gedenkstätte wurden Kränze niedergelegt. © Michael Schick

Kranzniederlegung des Ortsbeirates an der Gedenkstätte für die Opfer der Nazi-Herrschaft.

Mit einer Gedenkfeier erinnerte der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) am Donnerstag an die Opfer während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im ehemaligen Heddernheimer Arbeitserziehungslager (AEL). „Nie wieder“ steht in großen Lettern auf einer Schleife des niedergelegten Kranzes. Er lehnt an der auf dem Gelände als Mahnmal aufgestellten Stahlpyramide mit der Inschrift „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Durch Erinnern den Menschen, die an diesen würdelosen Ort gebracht wurden, ihre Würde wiedergeben – das war deshalb auch das Leitthema der Ansprachen.

Bereits 1986 hatte der Ortsbeirat auf dem Gelände des AEL eine Gedenkstätte errichtet. 2018 wurde diese auf Wunsch des Gremiums mit der Stahlpyramide und einem installierten LED-Textlaufband im noch bestehenden Gewölbekeller neu gestaltet. Ebenso wurde eine jährliche Gedenkfeier beschlossen.

„Das Internierungslager war eines der größten dieser Art in Hessen, es wurde auch als KZ Rhein-Main bezeichnet“ sagte Ortsvorsteherin Katja Klenner (CDU) in ihrer Ansprache. Hier seien die Menschen willkürlich und ohne Gerichtsverfahren interniert und besonders schlimm misshandelt worden. Haftgründe seien unter anderem die Verweigerung des „Deutschen Grußes“, „Arbeitsbummelei“ oder „Widersetzlichkeit“ gewesen. Die Insassen und Insassinnen des Lagers hätten Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie, in Gewerbebetrieben, bei der Reichsbahn oder in der Landwirtschaft leisten müssen.

Das Arbeitserziehungslager bestand zwischen dem 1. April 1942 und dem Frühjahr 1945. In den drei Jahren waren hier rund 10 000 Menschen inhaftiert. Drei Baracken, einige Schuppen und ein Wachraum standen in der Lehmkuhle einer Ziegelei am Oberschelder Weg. Zudem gab es einn Gewölbekeller, der als Bunker zur Bestrafung der Häftlinge diente.

Im AEL waren deutsche und ausländische – mehrheitlich russische und polnische – Gefangene untergebracht. Seit 1943 wurden auch jüdische Männer, die in sogenannten Mischehen lebten oder Mischlingskinder waren, nach Heddernheim gebracht, um von hier aus in verschiedene Konzentrationslager deportiert zu werden.

„Erlösung heißt Erinnern. Um uns von der Last zu lösen, müssen wir uns erinnern“ sagte der evangelische Pfarrer Reiner Dietrich-Zender. Sein Wunsch: Dass wir gelernt haben, alle Menschen zu achten und nicht wegzuschauen, wenn Unrecht geschieht.

„Die Würde existierte an diesem Ort für die Insassen nicht. Erinnern stellt die Würde wieder her“, sagte Rabbiner Andrew Steinmann und ergänzte: „Wenn wir uns erinnern, sind die Seelen im Bund des Lebens.“ Pfarrer Hanns-Jörg Meiller rezitierte den Psalm 44, ein jüdisches Klagelied, in dem mit dem Glaubensbekenntnis auch die Hoffnung verbunden ist.

Zum Abschluss spielte das Ensemble „Schmackes“ ein den Roma zugeordnetes Stück namens „Dobriden“. „Es versinnbildlicht den Frühjahrsaufbruch und ist als Symbol der Hoffnung zu verstehen“, erläuterte Gitarrist Ralf Engel.

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