Start News Fast vergessene Heddernheimer Nachbarn aus dem 19. und 20. Jahrhundert –

Fast vergessene Heddernheimer Nachbarn aus dem 19. und 20. Jahrhundert –

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Das Auguste - Victoria - Stift wurde zum Krankenhaus umgewandelt.

Ein Blick in die Geschichte von Klaus Gülden

Ludwig Moritz Erlanger (1780 – 1857) wurde 1780 im heutigen Frankfurt-Heddernheim geboren, 1801 heiratete er Jette Beer, die Tochter eines Tuchhändlers und späteren Bankiers. 1816 verließ er sein Heimatdorf Heddernheim, wanderte nach Frankfurt ein, wurde dort sesshaft und arbeitete als Wechselmakler an der Frankfurter Börse.

Alt Heddernheim um 1915(ehemalige Langgasse)
Alt Heddernheim um 1915 (ehemalige Langgasse)

Sein Sohn Raphael Erlanger (1806 – 1878) war ebenfalls Wechselmakler geworden und ist das bekanntere Mitglied der Familie. Er gründete 1848  ein Bank- und Wechselgeschäft, das neben Rothschild bald das zweitgrößte in Frankfurt wurde.1862 hatte er mit den Gebrüdern  Bethmann die Frankfurter Hypothekenbank gegründet. Für seine Tätigkeit für das Kaiserreich Österreich wurde ihm von Kaiser Franz Josef der Adelstitel verliehen. Ab 1871 nannte er sich „Freiherr Raphael von Erlanger“.  

In Frankfurt stiftete er 1876 den Springbrunnen vor dem Hotel Frankfurter Hof in der Kaiserstraße. Dadurch  ist uns „Freiherr von Erlanger“ bis heute in Erinnerung geblieben.

Max Kemper (1885 – 1955) wurde am 29.05.1885 in Duisburg geboren. Nach einer Maurerlehre und dem Besuch der Staatsbauschule kam er nach Abschluß des Studiums als Architekt 1905, nach weiteren beruflichen Stationen schließlich 1920 in den Dienst der Stadt Höchst am Main. Nach der Eingemeindung von Höchst 1928 wurde er im Hochbauamt der Stadt Frankfurt angestellt. Damit war er unter dem Baudezernenten Ernst May einer der „Akteure des Neuen Frankfurt“ geworden. 

Seine Tätigkeit in diesem Amt endete 1933 als er wegen seiner politischen Einstellung von den Nationalsozialisten entlassen wurde. Danach arbeitete er als selbständiger Architekt in Frankfurt. In dieser Zeit wohnte er in einem Mehrfamilienhaus der Römerstadt-Siedlung Im Burgfeld 33.

Siedlung Römerstadt , Straße Im Burgfeld um das Jahr 1930

Nach Kriegsende wurde Max Kemper 1945 Leiter der „Wiederaufbauabteilung im Hochbauamt der Stadt Frankfurt“. Dazu gehörte auch der neue Innenausbau der Westend-Synagoge in der Freiherr-von-Stein-Straße.

Damals wohnte er mit seiner Familie in Frankfurt-Heddernheim Kastellstraße 27. Dort hatte er eine kleine Wohnung gefunden; denn die Römerstadt-Siedlung von Ernst May war mit rund 1200 Wohnungen Ende März 1945 von den Amerikanern beschlagnahmt worden. Max Kemper war Mitglied der SPD im Ortsverein Frankfurt-Heddernheim. Er sorgte – nachdem das „Volkshaus Heddernheim“ am Wenzelweg im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war – für ein neues Heim der SPD in Heddernheim. Das gelang ihm durch den Ausbau des Hauses der ehemaligen NSDAP-Ortsgruppe in der Kastellstraße 28 mit Räumen für die SPD und mehreren Wohnungen für ausgebombte Heddernheimer Einwohner. In diesem Gebäude hatte er auch sein eigenes Büro für die kommenden Jahre untergebracht.                                                  

All das ist mir von Max Kemper in guter Erinnerung geblieben. 1949 wurde er ehrenamtlicher Stadtrat im Magistrat der Stadt Frankfurt am Main. Max  Kemper, der Architekt, starb am 9.12.1955 in Frankfurt.

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