Verkohlt und konserviert: Blick in Nidas ältesten Keller

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Grabungstechniker Rolf Skrypzak an der in den Keller führenden Treppe mit einigen Funden. screenshot: Denkmalamt Frankfurt © Denkmalamt
Grabungstechniker Rolf Skrypzak an der in den Keller führenden Treppe mit einigen Funden. screenshot: Denkmalamt Frankfurt © Denkmalamt

Sensationsfund bei Ausgrabungen – Museale Präsentation weiter offen

Zum Glück verbrannt. Und dadurch für die Nachwelt konserviert. Über 2000 Jahre alt sind die verkohlten Holzvertäfelungen, die jetzt auf dem Gelände in der Römerstadt 126-134 ans Tageslicht befördert wurden. Es sind die Reste eines Kellers aus dem ersten Jahrhundert in der römischen Stadt Nida (75 bis 260 n. Chr.), der damit einer der ältesten sein dürfte. „Einen so einzigartig erhaltenen habe ich noch nie gehabt“, sagt Rolf Skrypzak, archäologischer Grabungstechniker beim Denkmalamt. Und er muss es wissen. Buddelt, harkt, kratzt und staubt der Mann mit dem markanten Bart doch schon fast zwei Jahrzehnte im Frankfurter Boden. Andere Experten sprechen gar von einer Sensation.

Nicht zerstört oder überbaut

Seit dem Herbst 2021 wird auf Teilen des 9000 Quadratmeter großen Areals geforscht. Es ist das letzte Gelände Nidas, das noch nicht zerstört oder überbaut ist. Hier will die ABG Frankfurt Holding in acht Gebäuden 190 Wohnungen und eine Kita errichten. Doch zunächst einmal haben die Archäologen das Sagen.

Was den Keller so einzigartig macht: Durch einen verheerenden Brand wurden die Verschalungen an Wand und Treppe des antiken Fachwerkhauses gerettet. „Durch die hohe Temperatur wurde das Gebälk total verkohlt. Weil die Balken ursprünglich aus dem Stamm gespalten wurden, können wir anhand der Jahresringe durch dendrologische Untersuchungen jetzt das exakte Alter ermitteln, wann der Baum gefällt wurde. Auf das Jahr genau“, sagt Rolf Skrypzak.

Doch damit nicht genug. Auf dem Boden des fast quadratischen Kellers wurden zwei durch die Hitze völlig zerstörte große Öl-Amphoren und Getreidereste gefunden. Auf der vermutlich fünfstufigen Treppe konnten mehrere Eisenteile, Überreste einer feingerippten Bronzeschale, ein in unzählige Splitter zerborstenes Glasgefäß und die Konturen einer ovalen Schuhsohle gesichert werden. Deren Leder ist zwar verbrannt, die Nägel lassen sich aber als rote Pünktchen noch gut im Lehm erkennen. Nicht weit entfernt lag zudem eine Art Sichel mit einer erkennbaren Scheide. „Diese Keller sind typisch für die erste Bauphase der Anlage“, sagt Rolf Skrypzak. Der jetzige Fund ist in seiner Art aber einzigartig. Wie lange er und sein Team noch in der Römerstadt graben werden – ursprünglich sollte schon im Januar Schluss sein – ist offen.

Schon seit Jahren kämpft der zuständige Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) für eine museale Präsentation der Fundstücke. Vor Ort. Von einem Römer-Park und einer Dependance des Archäologischen Museums war gar die Rede. „Wir als Denkmalamt graben aber nur aus und dokumentieren“, sagt Skrypzak. „Die Entscheidung, wie das Ganze präsentiert wird, obliegt dem Museum. Ich freue mich schon sehr darauf, was sich die Kollegen einfallen lassen, wie man das Ganze eventuell darstellen kann.“ Dazu gibt es zwar noch keine detaillierten Pläne, gleichwohl hat Museumsdirektor Wolfgang David schon ein fast 40-seitiges Dossier erstellt. „Ich war zwar noch nicht selbst in der Römerstadt. Aber nach dem, was ich gehört habe, handelt es sich um einen Fund, der weit über die Grenzen Frankfurts hinaus Bedeutung hat. Eine Sensation“, sagt der Experte.

Derweil ist Ortsvorsteherin Katja Klenner (CDU) zwar begeistert, aber auch gleichzeitig vergrätzt. Haben sie und ihre Parlamentskollegen doch eher zufällig von der Sensation erfahren. Durch einen siebenminütigen Youtube-Beitrag, den dort das Denkmalamt der Stadt eingestellt hat. „Dabei haben wir einen runden Tisch erstritten, der über die Zunft der Funde und ihre Präsentation beraten soll“, sagt sie.

Doch für die jüngste Sitzung am Montag habe die Leiterin des Denkmalamtes, Andrea Hampel, deren Job es sei, solche Funde vorzustellen, ohne Angabe von Gründen einfach abgesagt. So wie auch für die folgenden Termine. Der nächste ist für Ende Mai terminiert. „Das hat zu einem großen Befremden bei uns geführt“, sagt Klenner.

Nichts mehr beizutragen

Auf Anfrage bestätigte die Amtsleiterin die Absage. Ihre knappe Erklärung: „Ich habe nichts mehr beizutragen.“ Die Entscheidung sei in Absprache mit dem Planungsdezernat erfolgt.

Dort erklärt am Donnerstag wiederum Stefan Böhm-Ott, Referent von Noch-Planungsdezernent Mike Josef: „Frau Hampel hat ihren Job gemacht und nimmt deshalb nicht mehr teil. Das ist kein Affront.“ Das sieht Katja Klenner anders, die der Meinung ist, dass die ABG nach dem aktuellen Fund jetzt umplanen müsse. „Wie es weitergeht, interessiert uns natürlich alle.“ Und das brennend.

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