Schandfleck statt Römerschänke

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Der Eingang zum einst beliebten und schon lange Zeit leerstehenden Lokal ist nun auch noch völlig verrußt - es sind Zeichen des letzten Brandes vor sechs Jahren. © Unger
Der Eingang zum einst beliebten und schon lange Zeit leerstehenden Lokal ist nun auch noch völlig verrußt - es sind Zeichen des letzten Brandes vor sechs Jahren. © Unger

In der Römerschänke am Ende der Hadrianstraße, einst ein beliebtes Ausflugs- und Stadtteil-Lokal, gibt es schon lange kein Schnitzel und Bier mehr. 2009 wurde die Gaststätte geschlossen. Stattdessen kann man dem Gebäude beim Verfall und dem Grundstück beim Zuwuchern zuschauen. Immer höher wachsen die Pflanzen hinter dem mit grüner Plane abgehängtem Bauzaun, der das Areal vor dem Zutritt Unbefugter schützen soll. Mit wenig Erfolg – wer auf das Grundstück will, der findet eine Lücke.

Prompt brannte es auch immer wieder in dem ehemaligen Lokal, zuletzt im April 2015, wobei ein Sachschaden von über 100 000 Euro entstand. Bis heute sind die Spuren noch erkennbar. Die Fassade und der ehemalige Eingang sind verrußt, die Tür steht offen, daneben stapelt sich der Müll. Ein echter Schandfleck, kritisieren auch die Mitglieder des Ortsbeirates 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt), die in regelmäßigen Abständen bei der Stadt einen Vorstoß wagen, damit das Gelände nicht nur wieder ansehnlich wird, sondern auch endlich sinnvoll genutzt wird.

Das Grundstück ist in Privatbesitz

Doch das ist nicht so einfach, wie jetzt eine Stellungnahme des Magistrats erneut zeigt. Aus vier Flurstücken besteht die Fläche, die sich sämtlich in Privatbesitz befinden. Das Gelände öffentlich zugänglich zu machen oder gar mit dem daneben liegenden Minigolfplatz zusammen zu betrachten, sei deswegen nicht möglich. Den Vorwurf des Ortsbeirates, die Behörden würden sich nicht ausreichend kümmern, weist der Magistrat deutlich zurück. Bei allem Verständnis dafür, dass der Anblick und Zustand des Geländes seit Jahren als störend wahrgenommen werde.

Selbstverständlich sei das Grundstück einer Vielzahl von Ämtern hinlänglich bekannt. Mit dem Eigentümer stehe zudem das zuständige Regierungspräsidium (RP) Darmstadt in Kontakt. Regelmäßig und mehrfach sei das Areal vom RP, aber auch von verschiedenen Ämtern der Stadt überprüft worden. Die letzte Begehung habe im Februar gemeinsam mit einem Kontrolleur der Bauaufsicht stattgefunden.

Abfälle, die im weiteren Verlauf eventuell den Boden und das Grundwasser hätten schädigen können, seien zeitnah entfernt worden, so der Magistrat. Von den aktuell auf dem Gelände lagernden Abfällen gehe gegenwärtig keine Gefahr für die Umwelt aus. In Farbeimern, die vorgefunden wurden, befände sich unschädliche Fassadenfarbe. Dabei handle es sich um eine Wasser-Partikel-Suspension, die grundsätzlich nicht als wassergefährdend anzusehen sei, so die Aussage der Unteren Wasserbehörde.

Ein Zaun schützt vor Eindringlingen

Des Weiteren sei das Grundstück durch eine Umzäunung gesichert worden, die unzulässige Nutzung und der Zugang für weitere Ablagerungen so weitgehend unterbunden. Weitere Abfälle seien aus Sicht des Regierungspräsidiums seit dem Ortstermin im Februar nicht hinzu gekommen. Zudem versichert die Behörde, dass sämtliche gesetzlich vorgeschriebenen, sinnvollen Maßnahmen ergriffen wurden, um die Beseitigung der Abfälle durch den Störer herbeizuführen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen dürften über Details des abfallrechtlichen Verfahrens allerdings keine näheren Auskünfte erteilt werden. Verdacht auf Altlasten gebe es nicht, schädliche Bodenveränderungen seien nicht bekannt.

Sollten Defekte am Zaun bemerkt werden, muss die Bauaufsicht informiert werden, beim Betreten unbefugter Personen sei die Polizei einzuschalten. Im Falle erneuter Abfälle sei das Regierungspräsidium Darmstadt der Ansprechpartner.

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