Klaa Karott setzt auf Bio und fairen Handel

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Elisabeth Überacker wiegt ihre Kartoffeln selber ab. Beate Siegler-Bätzing und Andreas Dammer sehen es mit Zufriedenheit. foto: sauda © sauda
Elisabeth Überacker wiegt ihre Kartoffeln selber ab. Beate Siegler-Bätzing und Andreas Dammer sehen es mit Zufriedenheit. foto: sauda © sauda

Wer das schlichte Gebäude in der Nassauer Straße passiert, würde nicht unbedingt vermuten, dass sich hier ein kleiner Laden verbirgt. Allerdings kein gewöhnlicher Supermarkt mit Vollsortiment, Einkaufswagen, Registrierkasse und täglichen Öffnungszeiten. Sondern ein Geschäft für nur 29 Haushalte – nämlich die Mitglieder der FoodCoop „Klaa Karott“, die kürzlich ihren Betrieb aufgenommen hat.

Die Idee hinter dem Zusammenschluss: Gemeinsam kauft man umweltgerecht erzeugte Waren, vor allem Lebensmittel, von Produzenten aus der Region. Und zwar in großen Gebinden und mit so wenig Verpackung wie möglich. Damit stütze man nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern leiste auch einen Beitrag zum Umweltschutz, sagt Beate Siegler-Bätzing, Vorsitzende der Heddernheimer FoodCoop.

Die 70-Jährige ist eine der treibenden Kräfte hinter dem jungen Verein. Ursprünglich liebäugelte sie mit der Gründung eines Unverpackt-Ladens. Doch das Vorhaben zerschlug sich, unter anderem wegen hoher Mieten. Irgendwann entstand die Idee mit der FoodCoop, wie es sie bereits in Bornheim gibt. Ein Infoabend mit einer Vertreterin des „Futterkreises Bornheim“ habe vor einem Dreivierteljahr rund 30 Interessenten angelockt, erinnert sich Beate Siegler-Bätzing – „obwohl wir fast keine Werbung dafür gemacht haben“.


Schnell gründete sich ein Arbeitskreis, um das Projekt weiterzuverfolgen. Aber dann brach die Corona-Pandemie aus und stoppte die Aktivitäten zunächst. „Das hat die Vereinsgründung verzögert“, erinnert sich die Vorsitzende und ihr Stellvertreter Andreas Dammer. Allein die simple Beglaubigung einer Unterschrift habe wochenlang gedauert. Doch Ende Oktober konnte es endlich losgehen.

Rund ein Dutzend Lieferanten hat die Gemeinschaft zurzeit. Die Kartoffeln kommen beispielsweise aus der Wetterau, die Dinkelprodukte aus Junkershausen in der Nähe der Rhön, das Gemüse aus Bruchköbel. Sogar exotisches Getreide wie Quinoa gibt es, angebaut von einem Landwirt aus Wölfersheim, sagt Beate Siegler-Bätzing. Den Kaffee liefert eine Frankfurter Rösterei, und auch Honig, Eier, Haferflocken, Nüsse, Kräuter, Tee, Gewürze sowie Schokolade finden sich im Angebot. Demnächst soll es noch Brot, Milch, Joghurt, Käse sowie Hülsenfrüchte wie Linsen geben, auch nach Weizen aus der Region sowie geeigneten Wasch- und Reinigungsmitteln forschen die Vereinsmitglieder bereits. Fleisch dagegen will man nicht in das Sortiment aufnehmen, sagt die Vorsitzende – zu heikel seien hier die Hygieneanforderungen. Bestellungen im Online-Shop

Das System ist einfach: Während der Woche können die Mitglieder der „Klaa Karott“ im Online-Shop stöbern und ihre Bestellungen aufgeben. Auch die Lebensmittel werden unter der Woche angeliefert. Jeden Samstag öffnet das kleine Lädchen von 11 bis 14 Uhr seine Pforten, dann können die Waren abgeholt werden. Es sei eine andere Art des Einkaufens, erklärt Beate Siegler-Bätzing. Kein zielloses Schlendern durch die Regalreihen, kein Vollpacken des Einkaufswagens mit Produkten, die man am Ende womöglich gar nicht braucht und die dann in den Abfall wandern. Stattdessen Planung und gezielte Käufe, was viel ökologischer sei.

Die laufenden Kosten hält der Verein so gering wie möglich. Es gibt keine Angestellten, stattdessen leisten die Mitglieder Dienste, um sämtliche Arbeiten rund um Ein- und Verkauf abzuwickeln. Der große Kühlschrank für den Laden stammt aus einer Haushaltsauflösung, die Regale wurden ebenso gespendet wie die Waage, auf der beispielsweise Dinkel, Quinoa und auch Gemüse abgemessen werden. Gerade hat sich Mitglied Elisabeth Überacker aus Ginnheim ein paar Kartoffeln aus einer Kiste geholt und legt sie in die Waagschale. „Das ist eine tolle Sache, die hier entstanden ist“, sagt sie. „Ich komme gern hierher und kaufe ein. Mir ist es wichtig, dass die Produkte möglichst aus der Region kommen.“ Und noch einen Unterschied zu anderen Läden gibt es: Die FoodCoop macht nämlich keine Gewinne.

Stattdessen, sagt Beate Siegler-Bätzing, achte man darauf, dass die Produzenten fair bezahlt werden.


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