Kahlschlag an US-Baracke: Hat Besitzer Versprechen gebrochen? Wut beim Ortsbeirat

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Nicht nur Büsche und Hecken, auch Bäume wurden gefällt, um die Baracke freizulegen. Diese soll abgerissen und das Erdreich auf Spuren der römischen Stadt Nida untersucht werden. © Hamerski
Nicht nur Büsche und Hecken, auch Bäume wurden gefällt, um die Baracke freizulegen. Diese soll abgerissen und das Erdreich auf Spuren der römischen Stadt Nida untersucht werden. © Hamerski

Auf dem Areal der ehemaligen US-Baracke werden Bäume und Büsche entfernt. Dabei sollte erst nach der Vogelbrutzeit gerodet werden. Der Ärger ist groß.

Römerstadt – So gut war die mit Graffitis besprühte und einst von den US-Amerikanern gebaute Baracke auf dem Areal an der Römerstadt 126 – 134 in Frankfurt schon lange nicht mehr zu sehen. Seit gestern werden Büsche herausgerissen, Bäume gefällt und per Schwerlastkran entfernt. Das ist verwunderlich. Hatte doch Frank Junker, Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG Holding, die das Areal jüngst von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gekauft hatte, erst jüngst mitgeteilt, dass mit den Rodungen erst im Oktober begonnen werde. Nach der Vogelbrutzeit.

Dementsprechend überrascht und verärgert zeigt sich Katja Klenner (CDU), Vorsteherin im Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt). „Es werden Fakten geschaffen. Wir fühlen uns übergangen“, sagt sie. Denn es handelt sich bei dem Areal um das Grundstück, auf dem der Ortsbeirat sich seit mittlerweile drei Jahrzehnten für die Umsetzung eines Römerparks einsetzt. Als letzte Chance, die Reste der Provinzhauptstadt Nida der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

US-Baracke Römerstadt in Frankfurt: Ortsbeirat enttäuscht über Arbeiten

Doch der Ortsbeirat wird immer wieder ausgebremst. Wie durch die jetzigen Arbeiten auf dem Gelände, den Vorboten für die rund 200 Wohnungen, die die ABG dort und auf dem Nachbargrundstück plant. Und das, obwohl man zuletzt „auf einem guten Weg“ gewesen sei, wie Klenner sagt. So soll Frank Junker in der September-Sitzung über die Planungen berichten. „Nun aber wie aus dem Nichts mit den Arbeiten zu beginnen, ist nicht die feine römische Art“, sagt Klenner.

Frank Junker reagiert überrascht. „Es wird auf dem Areal nicht gerodet und keine Bäume gefällt“, sagt er. Lediglich „ein bisschen Gestrüpp um die Baracke“ werde entfernt, damit diese abgebrochen werden könne, die Abrissgenehmigung liege vor. Bäume würden nicht gefällt, „vielleicht ein paar Bäumchen oder tote Bäume“. Die Arbeiten, die derzeit durchgeführt würden, seien zudem alle genehmigt. Die eigentliche Rodung beginne, wie gesagt, erst im Oktober.

US-Baracke Römerstadt in Frankfurt: „Wir fühlen uns ausgesperrt“

Katja Klenner ist „entsetzt“ über diese Aussage, mindestens 30 Zentimeter dick seien die Stämme der abtransportierten Bäume. „Da wird nicht nur die Baracke freigelegt“, sagt sie, betont aber zugleich, dass man nicht gegen den Bau von Wohnungen sei. „Es geht um den Stil, wie hier vorgegangen wird. Wir fühlen uns ausgesperrt“, sagt sie.

Wie auch das Archäologische Museum. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Unsere Schlösser wurden ausgetauscht, wir kommen nicht mehr auf das Gelände. Das ist sehr bemerkenswert“, sagt Museumsdirektor Wolfgang David. Und das, wo am Donnerstag dort doch eine Führung geplant sei. Übrigens mit niemand anderem als der Grünen-Fraktion im Römer.

Angeregt hat diese die Stadtverordnete Sylvia Momsen, nachdem sie bereits in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung die Frage gestellt hatte, wie die Nida-Funde zu retten seien. Die bereits freigelegten Baubefunde sollten in ein zukünftiges Nutzungskonzept einbezogen werden, antwortetet Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Dazu stünden die ABG, das Denkmalamt und das Archäologische Museum in Kontakt. „Es sind interessante Dinge, die hier passieren. Es ist etwas in Bewegung“, sagt Wolfgang David dazu nur.

Kommentar

Katja Klenner hat es auf den Punkt gebracht: Die auf dem Areal begonnenen Arbeiten sind kein feiner römischer Zug der ABG. Nicht bei solch einem sensiblen Thema wie dem Römerpark, für den sich der Ortsbeirat seit fast drei Jahrzehnten unermüdlich einsetzt. Es geht nicht darum, dass auf dem Grundstück Büsche entfernt werden und die Baracke freigelegt wird. Denn das ist schlichtweg unumgänglich, um das Gebäude in naher Zukunft abzubrechen und im Boden nach Resten der römischen Provinzhauptstadt Nida zu suchen. Es geht darum, den Ortsbeirat auf dieser Reise mitzunehmen, ihn zu informieren, was auf dem Areal passiert. Kurz gesagt: Man sollte transparent und gemeinschaftlich vorgehen. Nur so ist es auch wirklich möglich, eine optimale Lösung zu finden. Eine Lösung, die die geplante Wohnbebauung und den Römerpark miteinander vereint. Und nicht in der Form von ein oder zwei ausgestellten Funden. Sondern in einer Form, die die Geschichte erlebbar macht. (Judtih Dietermann)

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