Einigung nach 2000 Jahren gefunden

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Ortsbeirat 8
Ortsbeirat 8

Das Jahr im Ortsbeirat 8 In unserer Serie blicken wir zurück auf das Jahr in den 16 Ortsbeiräten. Was war das Thema, das den Ortsbezirk in den vergangenen Monaten bewegt und beschäftigt hat. Eine Einschätzung – als Abschluss aus dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt).

Es ist sind die letzten Überreste der römischen Provinzstadt Nida (75 bis 250 n. Chr.), die unter der Erde des rund 9000 Quadratmeter großen Areals „In der Römerstadt 126 – 134“ schlummern. Und sie sind zugleich auch die letzte Chance, die größte bebaute Siedlung im rechtsrheinischen Teil der Provinz Obergermanien, den Hauptort des Verwaltungsbezirks Civitas Taunesium, vor Ort sichtbar zu machen und so für die Nachwelt zu erhalten. Dementsprechend laut war der Aufschrei der Mitglieder des Ortsbeirates 8, als bereits 2019 bekannt wurde, dass das Gelände, das einst von den US-Amerikanern genutzt wurde, mit Wohnungen bebaut werden soll. An dem Ort, an dem sich die Stadtteilpolitiker bereits seit 30 Jahren für einen Römerpark einsetzen, in dem die dortigen Überreste museal präsentiert werden sollen.

Verhärtete Fronten

Im vergangenen Jahr verhärteten sich die Fronten zwischen Ortsbeirat, Stadt und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft ABG, zunehmend. Die römische Gräben zwischen den beteiligten Parteien wurden immer tiefer. Ihren Höhepunkt erreichte die Situation im Sommer, als auf dem Gelände plötzlich Rodungen durchgeführt wurden. Es würden lediglich Büsche entfernt, um die Baracken, die abgebrochen werden müssen, freizulegen, betonte die ABG. Man werde vor vollendete Tatsachen gestellt, kritisierte die Ortsvorsteherin Katja Klenner (CDU) damals, die Stadtteilpolitiker fühlten sich schlichtweg übergangen. Eine Reaktion, die durchaus nachvollziehbar ist. Zumal sie und ihre Kollegen stets betonten, grundsätzlich nicht gegen das Bauvorhaben zu sprechen. Es sind rund 190 Wohnungen samt Tiefgarage, die die ABG auf dem Areal plant. Man wolle aber nicht, dass die Reste Nidas damit für immer verschwinden, sondern integriert und präsentiert werden. Aber nicht nur in einer Vitrine oder versteckt in der Tiefgarage, wie ein Ortsbeiratsmitglied sagte, sondern so, dass sie für alle Interessierten zugänglich sind. Von der Idee eine großflächigen Römerparks hatte man sich bereits verabschiedet.

Längst lag dem Ortsbeirat etwas anderes am Herzen. Nämlich, dass die Fehler, die bereits zweimal begangen wurden, nicht wiederholt werden. So setzte schon Ernst May in den 1920er Jahren die Bauten der neuen Römerstadt auf die Überreste Nidas. Der Bau der Nordweststadt von 1961 bis 1973 zerstörte das Ruinenfeld endgültig. Bis eben auf das bis heute noch vorhandene 9000 Quadratmeter große Areal.

Bei dem die Stadt allerdings schon in der Vergangenheit gezeigt hat, dass sie durchaus aus den Fehlern gelernt hat. So wurden bereits 5100 Quadratmeter des Grundstücks seit den 1990er-Jahren vom Denkmalamt untersucht. Unter anderem wurden dabei ein Keller, ein Brunnen und ein Töpferofen gefunden.

Und auch auf den restlichen 3100 Quadratmetern, auf dem jüngst die ein Jahr andauernden Ausgrabungen begannen, wurde man, wie nicht anders zu erwarten, fündig. Neben Scherben, Küchen- und Tafelgeschirr, Ziegelsteinen und römischen Zeltnägeln aus Eisen wurde gar ein 40 Zentimeter hoher, dickbauchiger und fast in Gänze erhaltener Krug ausgegraben. Dort, wo sich einst Latrinen befanden. Ein beeindruckender Fund, wenn auch keine Sensation, solche Krügen waren damals eine Massenproduktion, so die Experten.

Runder Tisch soll’s richten

Nichts desto trotz durfte an dieser Entdeckung Ende Oktober der Ortsbeirat teilhaben. Was im Sommer noch unvorstellbar war. Doch die Beteiligten hatten sich mittlerweile auf einander zubewegt, vielleicht auch, weil sie gemerkt haben, dass sie – zumindest im Kern – die gleichen Ziele verfolgen: Die Schaffung von Wohnraum und die Bewahrung der Erinnerung an Nida. Ein runder Tisch soll regelmäßig stattfinden, das Archäologische Museum ein entsprechendes Konzept für die museale Darstellung der Funde vor Ort entwickeln und auch die ABG zeigte sich durchaus kompromissbereit. Das ist zumindest ein Anfang, aus Sicht des Ortsbeirates aber kein römisches Ruhekissen. Er sollte weiter hartnäckig bleiben und seine Meinung vertreten. Wie man sieht: Es zahlt sich aus!

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